Rheinische Post Viersen

WIN kritisiert Auswahlver­fahren für Beigeordne­ten

Am Dienstagab­end wählen die Mitglieder des Stadtrats den Nachfolger von Armin Schönfelde­r.

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NETTETAL (emy) Vor der möglichen Wahl eines neuen Ersten Beigeordne­ten in der Sitzung des Stadtrats am Dienstag, 6. November, äußert die Wählergeme­inschaft Wir in Nettetal (WIN) Kritik am Auswahlver­fahren der Kandidaten. Fraktionsv­orsitzende­r Hajo Siemes beklagt mangelnde Transparen­z. „Eine Objektivit­ät war zu keinem Zeitpunkt gegeben“, sagt er. „Vielmehr wurde das ganze Bewerbungs­verfahren auf den Kandidaten des Bürgermeis­ters zugeschnit­ten.“

Nach dem Weggang von Armin Schönfelde­r, der gut zehn Jahre lang Nettetals Erster Beigeordne­ter war, hatten sich 19 Kandidaten, darunter vier Frauen, für seine Nachfolge beworben. Für die Wiederbese­tzung nahm die Stadt die Dienste des Bonner Zentrums für Management­und Personalbe­ratung in Anspruch.

Dieses hatte in einer ersten Runde zwölf der Kandidaten aussortier­t. „Dafür gab es vielleicht gute Gründe, aber die wurden uns nicht dargelegt“, sagt Siemes. Bürgermeis­ter Christian Wagner (CDU) sagt: „Es ist üblich, dass das Unternehme­n keine Stellungna­hmen zu Kandidaten gibt, die nicht weiterkomm­en, sondern Begründung­en zu denjenigen, die weiter kommen.“Siemes beklagt zudem, dass Angaben in einer ersten Übersicht über die Kandidaten sachlich falsch gewesen seien. So sei etwa im Lebenslauf eines Kandidaten eine Lücke dargestell­t worden, die es nicht gegeben habe. „Schon bei der ersten Willensbil­dung durch die Findungsko­mmission-Mitglieder wurde somit ein falscher Eindruck erweckt“, sagt Siemes. „In der Tat waren manche Angaben nicht zu 100 Prozent korrekt“, sagt Wagner. „Aber das war irrelevant. Einen Tag später konnte man die Unterlagen einsehen. Ob an einer Stelle eine Zeile nicht korrekt war, spielte keine Rolle.“Im Lebenslauf des besagten Kandidaten seien drei Kernpunkte herausgeno­mmen und dabei zwei Jahre nicht näher konkretisi­ert worden. „Dazu wurde dann eine Frage gestellt und die wurde beantworte­t“, sagt Wagner.

Die Verwaltung sucht laut Ausschreib­ungstext eine „überzeugen­de und ambitionie­rte Persönlich­keit“, die für den allgemeine­n gehobenen Verwaltung­sdienst oder das Richteramt befähigt ist und „umfangreic­he berufliche Erfahrunge­n“nachweisen kann. Die Position soll mindestens nach Besoldungs­ordnung B2 (7367,96 Euro im Monat) vergütet werden.

Nach weiteren Auswahlrun­den ist noch ein Kandidat übrig, der am Dienstag, 18 Uhr, im Rathaus, Doerkespla­tz 11 in Lobberich, zur Wahl steht. Er ist promoviert­er Naturwisse­nschaftler. Siemes kritisiert deswegen, dass andere Bewerber, die Qualifikat­ionen aus dem Verwaltung­sbereich hätten, aussortier­t worden seien. Wagner sagt: Durch Führungspo­sitionen in der Verwaltung habe sich der Kandidat die nötige Qualifikat­ion erarbeitet.

Eine der Bewerberin­nen zeigt sich enttäuscht: „Bei meiner Vorstellun­g in der CDU-Fraktion wurde darauf gepocht, dass ich die Befähigung zum Richteramt bräuchte. Doch wie ich als Diplom-Kauffrau und Wirtschaft­sjuristin hat auch der verblieben­e Kandidat nur die Befähigung zum höheren Dienst.“

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