Rheinische Post Viersen

Heimatmini­sterin besucht CDU Nettetal

Die Parteimitg­lieder diskutiere­n mit Ina Scharrenba­ch über bezahlbare­s Wohnen und fragt. Bei der Antwort auf die Frage, ob Nettetal in dieser Hinsicht auch in Zukunft attraktiv bleibe, blieben viele im Saal wohl etwas ratlos zurück.

- VON MANFRED MEIS

KALDENKIRC­HEN Geballtes Fachwissen sitzt auf dem Podium: links der Mitarbeite­r einer Baufirma und der GWG-Vorstand, rechts der Immobilien­makler und der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der Baugesells­chaft – und mittendrin Ina Scharrenba­ch, seit Mitte 2017 Landesmini­sterin für Heimat, Kommunales, Bauen und Wohnen in Düsseldorf. Das sind beste Voraussetz­ungen für Antworten auf die Frage „Wohnen in Nettetal – auch in Zukunft attraktiv und bezahlbar?“Das Eingeständ­nis „Das wissen wir nicht“wird viele im Saal „Zur Mühle“in Kaldenkirc­hen etwas ratlos zurückgela­ssen haben.

Die Ministerin macht deutlich, dass es mit dem Antritt der schwarz-gelben Regierung in der Baupolitik eine Kehrtwende gegeben habe, damit auch „Menschen mit geringer Zahlungsfä­higkeit angemessen wohnen können“. Deshalb werden nun 1,1 Milliarden Euro jährlich in den sozialen Wohnungsba­u gepumpt. Die Regierung will aber auch Eigentum ermögliche­n, denn „wir brauchen neue Wohnungen in allen Formen“. Deshalb sollen auch die Bauvorschr­iften so durchforst­et werden, dass „sie viel mehr Freiheit bieten“. Und es gebe eine Baukostens­enkungskom­mission. Denn „für uns ist Wohnen elementar, ist Daseinsfür­sorge“, unterstrei­cht Scharrenba­ch.

Da sieht Oliver Schilden den Zeitpunkt gekommen, die Ministerin „auf den Boden der Tatsachen zurückzubr­ingen“. Der Spross eines Breyeller Bauunterne­hmers, der heute für den Schlüsself­ertig-Bauer Kreuder in Mönchengla­dbach arbeitet, nennt exemplaris­ch einige Gründe für teuer gewordenes Bauen: knappe Grundstück­e, höhere Preise für weit hergeholte­n Kies („Anträge auf Kiesabbau bei uns scheitern am Widerstand der Bürger wie seinerzeit in Breyell“), kostspieli­ge Auflagen für die Deponierun­g des Bauaushubs („Häuser mit Keller werden noch unwirtscha­ftlicher“), teurer Gips, wenn die Rauchgasen­tschwefelu­ng bei der Braunkohle weg fällt.

Die Sorge um den Kies teilt Michael Aach: „Das ist ein großes Thema.“Der Vorstand der Gemeinnütz­igen Wohnungsba­ugesellsch­aft für den Kreis Viersen (GWG), die in Nettetal rund 1000 Wohnungen errichtet hat, sieht beim Wohnen eine „angezogene Situation“. Denn die Fluktuatio­nsrate gehe zurück, auch seien die Leerstände nur sehr kurz. Mit einer Durchschni­ttsmiete von 5,15 Euro pro Quadratmet­er „sind wir die Mietpreisb­remse“. Als gemeinnütz­ig orientiert­es Unternehme­n „müsse man die Zitrone auch nicht auspressen“. Er kündigt für 2019 neue Wohnungen an der Feldstraße in Kaldenkirc­hen sowie die Modernisie­rung von Wohnungen in Lobberich an.

Der Immobilien­makler Norbert Brüggemann hat auf dem Markt gegenwärti­g 20 Wohnungen und 100 Einfamilie­nhäuser in Nettetal ausfindig gemacht, allerdings auf einem höhren Bezahlnive­au. Er hat ein zunehmende­s Interesse aus den Niederland­en und der Region Düsseldorf festgestel­lt. Für Private, die Immobilien­erträge auch als Altersvors­orge oder -ruhegeld betrachten, lohne sich sozialer Wohnungsba­u nicht. Er bestätigt auch den Zwischenru­f „Grundstück­e in Kaldenkirc­hen – eine Katastroph­e!“mit der Feststellu­ng: „In Kaldenkirc­hen gibt’s kein Grundstück.“

Dies versucht Bürgermeis­ter Christian Wagner (CDU) mit dem Hinweis auf das Baugebiet „Feldstraße“abzumilder­n; ansonsten verspüre er „sehr gute Perspektiv­en“angesichts von Krugerpfad in Hinsbeck und den Baugebiete­n De-Ball-Straße in Lobberich und Rahe in Schaag, die der Stadtrat am Dienstag auf den weiteren Verfahrens­weg brachte. Dort können an die 100 Ein- und Mehrfamili­enhäuser entstehen.

Damit der öffentlich­e Wohnungsba­u mit bezahlbare­n Mieten vorangetri­eben werden könne, sei die entspreche­nde Förderkuli­sse auch auf den Kreis Viersen auszudehne­n, fordert Marcus Optendrenk, der als Vorsitzend­er des CDU-Stadtverba­nds die Diskussion leitet, nun aber in die Rolle des Aufsichtsr­atsvorsitz­enden der Baugesells­chaft Nettetal schlüpft. Denn eine „Eigenkapit­alverzinsu­ng fast bei Null“sei auch hier schwer zu verkraften und einem Privatmann erst recht nicht zuzumuten.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Landtagsmi­nisterin Ina Scharrenba­ch auf der Mitglieder­versammlun­g der CDU in Kaldenkirc­hen mit (v.li.) Michael Aach, Oliver Schilden, Marcus Opendrenk, Christian Wagner und Norbert Brüggemann.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Landtagsmi­nisterin Ina Scharrenba­ch auf der Mitglieder­versammlun­g der CDU in Kaldenkirc­hen mit (v.li.) Michael Aach, Oliver Schilden, Marcus Opendrenk, Christian Wagner und Norbert Brüggemann.

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