Basisdemokratie in der CDU
Für die CDU ist der Parteitag im Dezember eine große Herausforderung.
Es gibt unzählige Pointen auf Kosten der CDU als Kanzlerwahlverein. Doch nun haben die Christdemokraten die Basisdemokratie entdeckt. Für den Parteitag sind mit Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn gleich drei Kandidaten für die Nachfolge von Angela Merkel als Parteichefin nominiert. Bislang haben 14 weitere eher unbekannte Persönlichkeiten ihr Interesse am Chefsessel im Adenauerhaus angemeldet. Die große Mehrzahl der CDU-Chefs wurde auch Kanzler. Einzige Ausnahmen: Rainer Barzel und Wolfgang Schäuble. Jedenfalls steht der CDU ein Parteitag mit vielen organisatorischen Herausforderungen bevor. Bislang konnte der Tagungsablauf stets minutiös geplant und der Plan auch eingehalten werden, weil in der Regel nichts Unvorhergesehenes passierte. Nun sind rund um die Wahl des Parteichefs so viele Fragen offen: Wie viele treten wirklich an? Werden spontan noch Kandidaten nominiert? Wie viele Wahlgänge sind notwendig, bis einer oder eine mehr als 50 Prozent der gültigen abgegebenen Stimmen erreicht hat? Vielleicht sollte sich das Adenauerhaus Beratung in der Grünen-Parteizentrale holen. Basisdemokratie ist dort Routine. Am vergangenen Wochenende wählte die Partei mit elektronischem Abstimmungssystem die gesamte Liste für die Europawahl durch. Für etliche Plätze gab es Kampfkandidaturen. Bei der CDU hantiert man bislang noch mit Wahlzetteln. Solange die ganze Partei darauf einmal Merkel ankreuzte, war dies auch reibungslos praktikabel.
Bei Kampfkandidaturen wird das Auszählen aber viel Zeit in Anspruch nehmen. Zumal auf die Parteitagsleitung nicht nur eine unberechenbare Wahl des oder der neuen Vorsitzenden zukommt. Die Delegierten wollen auch inhaltlich mehr diskutieren als früher, was die Anzahl von rund 400 Änderungsanträgen belegt.