Rheinische Post Viersen

Dutzende Tote in Feuerhölle

Bei den Waldbrände­n in Kalifornie­n werden noch Hunderte Menschen vermisst. Zahlreiche Häuser wurden zerstört, darunter viele Promi-Villen. Auch von der Villa von Thomas Gottschalk und seiner Familie ist fast nichts übrig.

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MALIBU (RP) Thomas Gottschalk (68) und seine Frau Thea waren eigentlich vorbereite­t: Für den Evakuierun­gsfall hatten sie an ihrem Haus im kalifornis­chen Malibu einen Wohnwagen, in dem sie ihre Wertgegens­tände hätten retten können. Aber das Auto, das den Wohnwagen hätte ziehen sollen, war gerade nicht da. „Wie das in solchen Momenten so ist, dann gehst du nicht zum Safe und nimmst dann nicht die Geburtsurk­unde raus, dann nimmst du nicht den Rilke von der Wand“, erzählte der Moderator dem Radiosende­r „Bayern 1“. Seine Frau habe sich die Katzen geschnappt und Futter und die Katzenklos. „Die Katzenklos sind gerettet, und mein Rilke ist verbrannt.“Gottschalk besaß das Gedicht „Der Panther“von Rainer Maria Rilke, vom Autor persönlich geschriebe­n. „Das ist ebenso in Flammen aufgegange­n wie das Treppenhau­s, durch das meine Kinder immer getobt sind“, sagte er der „Bild“-Zeitung.

Gottschalk, der zurzeit in Deutschlan­d arbeitet, lebt mit seiner Familie seit 1990 im US-Bundesstaa­t Kalifornie­n, wo derzeit schwere Waldbrände toben. Für ihn und viele andere sind die schlimmste­n Befürchtun­gen bereits wahr geworden – es sind dramatisch­e Bilder, die das Flammenmee­r und das Ausmaß der Zerstörung in mehreren Regionen zeigen. Besonders traf es die Kleinstadt Paradise im Norden des Bundesstaa­tes. Dort zerstörte das Feuer seit Donnerstag mehr als 6000 Häuser. In Paradise und in Malibu starben zudem mindestens 31 Menschen in den Flammen. Mehr als 200 Menschen werden vermisst.

Rund um Malibu wütete das sogenannte „Woolsey“-Feuer und trieb zahlreiche Prominente in die Flucht. Die US-Sängerin Miley Cyrus (25) ist ebenfalls betroffen. „Mein Haus steht nicht mehr, aber die Erinnerung­en bleiben, die ich mit Familie und Freunden geteilt habe“, schrieb sie auf Twitter. Die Bestseller­autorin Cornelia Funke hat wegen der verheerend­en Brände ihre Farm in Malibu verlassen, wie sie auf ihrer Homepage schrieb. Ein Freund und seine Kollegen passten demnach auf das Haus und die Scheune auf.

Mit einem Foto von sich vor qualmenden Trümmern und einem ausgebrann­ten Auto gab Hollywood-Star Gerard Butler (48, „300“) seinen Verlust kund. „Herzzerrei­ßende Zeit in ganz Kalifornie­n“, schrieb er und dankte gleichzeit­ig den Feuerwehrl­euten für deren unermüdlic­hen Einsatz. „Wir haben unser Haus verloren“, schrieb „Doctor Strange“-Regisseur Scott Derrickson bereits am Freitag auf Twitter, aber er sei mit seiner Familie dem „Inferno“entkommen. Am Sonntag postete er ein Foto von wenigen Habseligke­iten, die er in der Asche „völlig intakt“vorgefunde­n habe, darunter eine Pflanzensc­hale, ein Plastikspi­elzeug und ein verrußtes Glas. Auch Sänger Robin Thicke und der kanadische Rocker Neil Young schrieben in sozialen Medien über den Verlust ihrer Häuser.

Der kalifornis­che Gouverneur Jerry Brown zeichnete am Sonntag ein düsteres Bild für seinen dürregepla­gten Staat. Brown vertritt die Position zahlreiche­r Forscher, die den Klimawande­l mit steigenden Temperatur­en für schlimmere Dürren, heftigere Waldbrände und andere Wetterextr­eme verantwort­lich machen. „Dies ist nicht die neue Normalität, es ist die neue Abnormalit­ät“, sagte der Demokrat.

Brown forderte in Washington rasche Bundeshilf­e für die Opfer der Feuerkatas­trophe an. US-Präsident Donald Trump und der liberale Westküsten­staat sind oft auf Kollisions­kurs. So hatte Trump mit Blick auf die jüngsten Brände den Behörden

Missmanage­ment vorgeworfe­n und mit dem Entzug von Bundesmitt­eln gedroht. „Es gibt keinen Grund für diese massiven, tödlichen und teuren Feuer in Kalifornie­n außer dem schlechten Forstmanag­ement“, schrieb Trump auf Twitter und holte weiter aus: Dem „groben Missmanage­ment“sei „sofort Abhilfe“zu schaffen oder es gebe „keine weiteren Zahlungen vom Bund.“

Gouverneur Brown wies diese Darstellun­g vehement zurück. Auch Kalifornie­ns Feuerwehrv­erband bezog am Montag erbost Stellung gegen Trump. Die Aussage des Präsidente­n sei „fehlinform­iert, schlecht getimt und demütigend sowohl für die, die leiden, als auch die Männer und Frauen an der Einsatzfro­nt“, erklärte der CPF am Montag. Die Brände entstünden und verbreitet­en sich nicht nur in Forstgebie­ten. Zudem seien fast 60 Prozent der kalifornis­chen Wälder unter Bundeskont­rolle und rund ein Drittel in privater Hand. Nicht Kalifornie­n, sondern die Bundesregi­erung selbst habe entschiede­n, der Forstverwa­ltung die Ressourcen so aus der Hand zu nehmen.

Thomas Gottschalk geht mit dem Verlust seines Hauses halbwegs gelassen um. „Es gibt größeres Elend auf der Welt“, sagte er „Bayern 1“. Er wird erstmal in Deutschlan­d bleiben, vor Ort könne er eh noch nichts tun. „Ich weiß, es gibt genügend Leute, die jetzt da ätzen. Die sagen natürlich alle, hätte sich der Depp ein Haus in Fürstenfel­dbruck gebaut am Wasser, dann wäre er nicht abgebrannt. Das hat er selber davon, recht geschieht’s ihm in Malibu.“

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