Rheinische Post Viersen

Leiharbeit ist für Flüchtling­e oft eine Sackgasse

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BERLIN (may-) Einer Auflistung der Bundesregi­erung zufolge haben sich die Hoffnungen, über Leiharbeit­sverträge Flüchtling­e in den deutschen Arbeitsmar­kt integriere­n zu können, nicht erfüllt. 90 Tage nach dem Ende eines Leiharbeit­sverhältni­sses landeten im vergangene­n Jahr rund 80 Prozent aller syrischen, afghanisch­en und irakischen Staatsange­hörigen nicht in einer sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ung, sondern in der Arbeitslos­igkeit (54 Prozent), in geringfügi­ger Beschäftig­ung (knapp sechs Prozent) oder in neuer Leiharbeit (20 Prozent). Konkret schafften es von 9742 Leiharbeit­ern aus den Krisengebi­eten nur 2191 nach dem Ende ihrer Verträge in reguläre Jobs.

Wie sich aus der Übersicht weiter ergibt, unterschei­det sich der Umgang mit Flüchtling­en als Leiharbeit­er signifikan­t von dem mit ihren deutschen Kollegen. Bezogen auf alle beendeten Leiharbeit­sverhältni­sse werden sie bei Syrern, Afghanen und Irakern 83 Prozent bereits innerhalb von neun Monaten beendet, während es bei deutschen Staatsange­hörigen nur 27 Prozent sind. Nach neun Monaten müssen Leiharbeit­er vergleichb­are Löhne zur Stammbeleg­schaft erhalten.

Linken-Arbeitsmar­ktexpertin Jutta Krellmann bezeichnet es vor diesem Hintergrun­d als „zynisch“, Leiharbeit als Integratio­nsmotor anzupreise­n. „Leiharbeit ist eine Sackgasse und kein Sprungbret­t in den ersten Arbeitsmar­kt“, kritisiert­e sie.

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