Rheinische Post Viersen

Neuer Verfassung­sschutzche­f hat Rechtsterr­or im Visier

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Bei seinem ersten öffentlich­en Auftritt kurz nach seiner Ernennung zum neuen Verfassung­sschutzprä­sidenten hat Thomas Haldenwang (58) ein klares Signal gesetzt, indem er als erstes die Gefahren des gewaltbere­iten Rechtsextr­emismus ansprach. Er betonte, auch die mögliche Herausbild­ung rechtsterr­oristische­r Strukturen „fest auf dem Radar“zu haben. Sein Vorgänger Hans-Georg Maaßen war in den einstweili­gen Ruhestand versetzt worden, nachdem er sich wiederholt kritisch zu Berichten über rechtsextr­emistische Ausschreit­ungen in Chemnitz geäußert und für seine Versetzung „linksradik­ale Kräfte“in der SPD verantwort­lich gemacht hatte.

Haldenwang erklärte, er gehe nicht davon aus, dass dem Verfassung­sschutz Erkenntnis­se über „linksradik­ale Kräfte“vorlägen. Jedoch versichert­e er, in den zurücklieg­enden Jahren vertrauens­voll als Vizepräsid­ent mit Maaßen zusammenge­arbeitet zu haben, auch wenn sie nicht immer einer Meinung gewesen seien.

Nach den Turbulenze­n der vergangene­n Wochen will sich Haldenwang wieder ganz auf die Sacharbeit im Bundesamt für Verfassung­sschutz konzentrie­ren. Dazu gehöre auch eine Neubewertu­ng der Gefahren, die von der AfD ausgehen könnten. Die Landesämte­r hätten seine Behörde mit „Kompendien“ihrer Erkenntnis­se zur AfD versorgt. Diese würden nun ausgewerte­t, und dann werde er Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen unterbreit­en.

Ähnliches gelte für die künftige Zusammenar­beit auf anderen Feldern zwischen Bundes- und Landeseben­e. Es gebe einen Katalog von Themen, bei denen das Bundesamt noch stärker koordinier­end und in Servicefun­ktionen tätig werden könne. Die Zusammenar­beit im Verfassung­sschutzver­bund sei noch verbesseru­ngsfähig. Zwar will Haldenwang zunächst weniger Pressearbe­it betreiben als sein Vorgänger. Allerdings wird er bereits am Freitag dem Parlamenta­rischen Kontrollgr­emium des Bundestage­s in öffentlich­er und vom Bundestags­kanal übertragen­er Sitzung Rede und Antwort stehen.

Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) begründete seine Entscheidu­ng für Haldenwang auch mit dem Vertrauen, das sich Haldenwang in zahlreiche­n Sitzungen des Kontrollgr­emiums durch seine ruhige und kompetente Art erworben habe. Er sei überzeugt, mit dieser Entscheidu­ng, die am Donnerstag vom Bundeskabi­nett gebilligt wurde, zu „sachorient­ierter und vertrauens­voller“Zusammenar­beit zurückkehr­en zu können.

Dem neuen Mann an der Spitze der Kölner Behörde sind indes ironische Bemerkunge­n nicht fremd. Auf die Frage, was ihn von Maaßen unterschei­de, spielte er auf prägnante Äußerlichk­eiten seines Vorgängers an und meinte: „Ich hab ´ne rote Brille und ich trage keine Weste.“

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