Prozessbeginn: Versuchter Mord mit Butterbrot
BIELEFELD (dpa) Klaus O. steht seit Donnerstag wegen versuchten Mordes sowie schwerer und gefährlicher Körperverletzung in Bielefeld vor Gericht, weil er Pausenbrote von Kollegen vergiftet haben soll. Der Personalchef seines ehemaligen Arbeitgebers hatte ihn kurz nach seiner Festnahme als „auffällig unauffällig“beschrieben. Mehr als drei Jahrzehnte hatte der jung wirkende Schlosser bei einem Anlagenbauer in Ostwestfalen gearbeitet.
Dem 57-Jährigen wirft die Anklage vor, das Vertrauensverhältnis zu seinen Kollegen heimtückisch ausgenutzt und mehrere Menschen vergiftet zu haben. Mit geschmackfreiem Pulver auf Pausenbroten. Sein Motiv? Bislang ein Rätsel. Die Anklage vermutet, dass der Bielefelder beobachten wollte, wie sich der Gesundheitszustand seiner Kollegen langsam verschlechterte. „Er hat den Tod der Kollegen zumindest billigend in Kauf genommen“, heißt es.
Vor der Polizei hat sich der mutmaßliche Täter bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Vor dem Prozessauftakt lassen seine Verteidiger offen, ob sich das ändert. Mit ihrem Mandanten wollen sie in dem Verfahren mit komplexen Gutachter-Aussagen zunächst abwarten.
Der Anklageverlesung folgt Klaus O. äußerlich unberührt. Zum Prozessauftakt schildert der Staatsanwalt, wie der Angeklagte über Jahre heimlich Gift auf die Pausenstullen der Opfer gestreut hatte. Ein Kollege aus dem Betrieb in Ostwestfalen liegt seitdem mit schweren Hirnschäden im Wachkoma und muss künstlich ernährt werden. Die beiden anderen Opfer haben chronische Nierenschäden. Ein Opfer soll Klaus O. nach zwei Krankenhausaufenthalten und der wiederholten Rückkehr an den Arbeitsplatz erneut vergiftet haben.
Entdeckt wurden die Vergiftungen, als ein Nebenkläger eines Tages vermeintlichen Schmutz auf seinen Broten bemerkte. Am nächsten Tag achtete er darauf, saubere Stullen einzupacken. Als die Brote dann in der Pause erneut verschmutzt waren, schaltete er die Polizei und die Firmenleitung ein. Eine Videokamera überführte in Absprache mit dem Betriebsrat den Angeklagten. Die Stoff-Analyse ergab hochgiftige Substanzen. Experten des Landeskriminalamtes ermittelten Bleiacetat, Cadmium, Blei und Quecksilber.