Rheinische Post Viersen

Protestzug gegen die Müllumlade­station

Mehr als 400 Menschen zogen am Freitag, 16. November, durch Kaldenkirc­hen. Sie zeigten damit ihren Widerstand gegen die geplante Müllumlade­station des Kreises. Auch Fraktionsc­hefs gingen auf die Straße.

- VON MANFRED MEIS

KALDENKIRC­HEN Ruhig und disziplini­ert verläuft der Demonstrat­ionszug, einige Jugendlich­e skandieren: „Wir wollen keine Müll-um-la-de!“Laut Angabe der Polizei nehmen 400 Menschen daran teil. Vorneweg wird das breite Transparen­t der Bürgerinit­iative „Venete – so nicht!“getragen – mit Unterstütz­ung der Bürgervere­insvorsitz­enden Elvire Kückemanns. Man sieht Kinderwage­n, am Ende des rund 500 Menschen starken Zuges schieben einige ihr Fahrrad mit.

Denn es ist ein langer Weg: Vom Marktplatz geht es über die Wallstraße zur Bahnhof- und Poststraße, dann über in einem weiten Bogen über die Straße „An der Kleinbahn“, die Montelalle­e und die Zillessena­llee zum Grundstück des geplanten Abfall-Logistikze­ntrums. Viele haben Kerzen in den Händen.

„Die haben wir eben noch mit Graffitifa­rben gemacht“, sagen Marvin (13), Silas (9), Amelie (12) und Anna (12) und zeigen stolz ihre Plakate, der Schriftzug „Venete“ist darauf dick durchgestr­ichen. Und dann reihen sie sich in den Zug ein. Dort läuft auch Max (13) mit, der auf Pappe gemalt hat: „Eure Ideen gehören auf die Müllkippe – aber auf keinen Fall in Kaldenkirc­hen“. Etwas schwierige­r zu deuten sind die Buchstaben­kombinatio­nen von Jotto von Gierke (47): FCK MLZ darf man als „Fuck Mülllogier­zentrum“deuten. „Jetzt brauchen wir euch“stand auf dem Plakat von Anja Dinter und Manuela Horster, „denn je mehr es sind, umso besser ist es“. Mülltüten haben Susanne Kiesewette­r und Marcel Konings als Kopfbedeck­ung gewählt: „Damit zeigen wir, dass die Leute im Rat nur Müll im Kopp haben.“

Die Fraktionsv­orsitzende­n Jürgen Boyxen (CDU), Renate Dyck (SPD) und Guido Gahlings (Grüne) und Ratsmitgli­eder ziehen mit. Am Rande beobachtet Wirtschaft­sförderer Hans-Willi Pergens das Geschehen und hört sich an, was bei der Abschlussk­undgebung im freien Feld von Nettetal-West gesagt wird. Claus Albrecht, Sprecher der Bürgerinit­iative, bucht als Erfolg, dass die Proteste der Bürger den Kreis dazu gebracht hatten, mit der Entsorgung­sgesellsch­aft Niederrhei­n (EGN) zu reden. Gespräche zwischen dem Abfallbetr­ieb des Kreises Viersen und der EGN laufen auch, Ergebnisse kann Albrecht nicht mitteilen. Er ist überzeugt, dass es wirtschaft­lich keine stichhalti­gen Gründe gegen die weitere Nutzung der Mülldeponi­e Süchteln über 2024 hinaus gebe. Da streiten sich gegenwärti­g die Juristen.

Das kümmert viele nicht. Sie empfinden es als „Wahnsinn“, wenn „hier täglich hundert Mülllaster durch Kaldenkirc­hen fahren“. Einer, der nah am geplanten Standort wohnt, befürchtet eine Rattenplag­e und erinnert an den Abbruch des Fortinwerk­es: „Die kamen da zu Hunderten heraus.“Für ihn ist das geplante Bauwerk eine Müllkippe mit all ihren Folgen. Das sagt er auf dem Marktplatz und radelt zur Montelalle­e.

Dabei muss er aufpassen: Der Verkehr staut sich in den Straßen. Die Polizei ist „wegen der besonders schwierige­n Verkehrssi­tuation“mit neun Wagen und rund 20 Beamten im Einsatz, wie Hauptkommi­ssar Joachim Walter-Schücke sagt. Lkw müssen manche Runden drehen, Autofahrer kürzen vom Juiser Feld aus über die eigentlich gesperrte Venloer Straße in die Innenstadt ab.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Mehr als 400 Menschen demonstrie­rten am Freitagabe­nd gegen die geplante Müllumlade­station im Gewerbegeb­iet Nettetal-West.

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