Nitrat: Landwirte gegen Fünf-Punkte-Plan
Mit einem Fünf-Punkte-Plan will die Kreisverwaltung die hohe Nitrat-Belastung im Grundwasser des Kreises Viersen bekämpfen. Die Landwirtschaft hält den Plan nicht für zielführend. Heute gibt’s eine öffentliche Info-Veranstaltung.
KREIS VIERSEN (RP) Derzeit läuft im Kreis Viersen eine Diskussion zur Verbesserung des Grundwasserschutzes, zu der Landrat Andreas Coenen (CDU) einen Fünf-PunktePlan im Kreistag eingebracht hat. Im Vorfeld der Anhörung am heutigen Montag im Kreishaus appelliert der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen, Paul-Christian Küskens, nachdrücklich an den Landrat und die Mitglieder des Kreistages, von dem geplanten Fünf-PunktePlan abzurücken.
„Wir müssen weg vom Verwalten, hin zum Gestalten“, so der Kreisvorsitzende. „Schon heute arbeitet eine Vielzahl von Betrieben im Kreis Viersen in Wasserkooperationen zum Schutz des Trinkwassers mit. Zudem befinden sich drei der insgesamt 31 nordrhein-westfälischen Modellbetriebe zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie mit dem Ziel „Verbesserung der Grundwasserqualität“im Kreis Viersen, zeigt Küskens die Bemühungen der Landwirtschaft auf.
In den Modellbetrieben würden unterschiedliche, zukunftsgerichtete Produktionsverfahren exemplarisch umgesetzt, die im nächsten Schritt in die landwirtschaftliche Praxis übertragen werden sollen. Hierzu zählt etwa ein effizientes Ausbringen von Gülle in Verbindung mit einer Nährstoffanalyse unmittelbar am Ausbringfahrzeug. „Wir setzen auf bedarfsgerechte Düngung“, erklärt der Vorsitzende, „und wollen so die Erzeugung qualitativ hochwertiger Nahrungsmittel mit dem Wasserschutz in Einklang bringen“. Erste Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die Landwirtschaft hier auf dem richtigen Weg sei.
Erfreut zeigt sich der Kreisvorsitzende, dass die Niederlande „nun endlich ihre Kontrolle bei Wirtschaftsdüngerexporten ernst nehmen“. Damit spielt er auf die Ermittlungen der niederländischen Behörden gegen Güllevermittler im Grenzraum an. „Wir brauchen endlich eine europäische Lösung, da sind wir uns mit allen Beteiligten einig“, erläutert der Vorsitzende. Gerichtet an den Landrat meint er aber, dass der Fünf-Punkte-Plan wenig zielführend sei. „Für mich ist es wenig überzeugend, dass der Kreis Viersen nun einen eigenen Weg vorstellt. Schließlich wurde in den letzten Jahren im Dialog zwischen Ministerium, Umweltverbänden, Wasserwirtschaft, Wissenschaft und Landwirtschaft intensiv an gangbaren Wegen gearbeitet“, so Küskens.
„Aus Sicht der Landwirtschaft kommt hinzu, dass mit der Verschärfung der Düngeverordnung und einer zusätzlichen Landesvorschrift die gesetzlichen Normen angepasst und die Kontrollen deutlich intensiviert wurden. All das sind Möglichkeiten zur Verbesserung des Grundwasserschutzes“, betont Küskens und appelliert an den Landrat: „Gehen Sie diesen Weg mit und lassen Sie uns gemeinsam ein zukunftsgerichtetes Vorgehen gestalten.“
Der Kreis Viersen lädt für Montag, 26. November, von 16 bis 19 Uhr zu einer öffentlichen Infoveranstaltung über die Nitratbelastung im Grundwasser ein. Thema dieser Veranstaltung wird der 5-Punkte-Plan der Kreisverwaltung gegen die Nitratbelastung im Grundwasser sein. Dieser Plan soll im Dezember von den politischen Gremien beschlossen werden.
Zu Beginn wird Landrat Coenen in einem Impulsvortrag erklären, warum er das Problem der Nitratbelastung angehen will. Anschließend wird Gutachter Frank Müller vom Ingenieur-Büro ahu aus Aachen einen Überblick über die Nitratstudie des Kreises Viersen geben. Dann stellt Kreis-Umweltdezernent Andreas Budde die Forderungen des 5-Punkte-Plans vor, den die Kreisverwaltung aus den Ergebnissen des Gutachtens entwickelt hat.
Im Anschluss daran stellen Berd Lüttges (Rheinischer Landwirtschaftsverband) und Franz-Josef Schockemöhle (Landwirtschaftskammer NRW) das Thema Nitrat aus Sicht der Landwirtschaft dar. Nils Cremer vom Erftverband wirft aus der Perspektive der Wasserwirtschaft einen Blick auf das Thema. Schließlich stellt der stellvertretende Sprecher des BUND Landesarbeitskreises Wasser, Manfred Dümmer, die Position der Umweltverbände vor. Im Anschluss daran besteht die Möglichkeit zur Diskussion. Durch die Veranstaltung führt Lorenz Beckhardt, Wissenschaftsjournalist des WDR.