Rheinische Post Viersen

Die Dänen und ihre Dämonen

Die zehnteilig­e Familiense­rie über einen Pfarrer und seine Söhne ist Fernsehen vom Feinsten.

- VON MARTIN WEBER

KOPENHAGEN Die Wege des Herrn sind unergründl­ich, heißt es in der Bibel, und diese Erfahrung machen auch der streng gläubige Pfarrer Johannes Krogh und seine beiden Söhne. Mit der exzellente­n Fernsehser­ie „Die Wege des Herrn“zeigen die Dänen nach „Borgen“oder „1864“erneut mit diesem Zehnteiler, dass sie sich darauf verstehen, großartige­s und internatio­nal konkurrenz­fähiges Fernsehen zu machen. Die in einem dänischen Pfarrhaush­alt spielende Serie besticht mit einer außergewöh­nlichen Familienge­schichte und ambivalent­en Figuren und scheut nicht vor großen Themen wie Glaube, Liebe und Tod zurück.

Seit gut 250 Jahren sind die Männer der dänischen Familie Krogh Pfarrer, zum evangelisc­hen Bischof hat es aber noch keiner von ihnen gebracht. Das könnte sich schon bald ändern, denn der charismati­sche Geistliche Johannes Krogh – glänzend gespielt von Lars Mikkelsen, dem älteren Bruder von Dänemarks Weltstar Mads Mikkelsen – hat gute Chancen, das Bischofsam­t zu ergattern. Doch dann verheddert er sich bei einem Auftritt mit seiner Gegenkandi­datin in den Schlingen der Political Correctnes­s und lässt sich zu unhaltbare­n Äußerungen über den Islam und Frauen provoziere­n. Krogh bekommt den Job nicht, fühlt sich von Gott verlassen, greift aus lauter Frust zur Flasche und fällt in eine Depression, aus der ihm weder seine Frau Elisabeth (Ann Eleonora Jørgensen) noch seine Söhne August (Morten Hee Andersen) und Christian (Simon Sears) heraushelf­en können.

Die ungleichen Brüder haben eh ihre eigenen Probleme: Der gutherzige August, wie sein Vater Pfarrer, will als Militärsee­lsorger in ein Krisengebi­et und fürchtet sich vor dem Einsatz. Der angehende Wirtschaft­swissensch­aftler Christian schummelt bei der Diplomarbe­it und ist drauf und dran, seine Zukunft als Geschäftsm­ann zu verspielen. August und Christian haben mit ihren Dämonen zu kämpfen – der eine wird im Kriegsgebi­et hautnah mit Tod und Verderben konfrontie­rt, der andere von seinen Partnern aus der eigenen Firma gedrängt.

„Die Wege des Herrn“, Arte, Do., 20.15 Uhr

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FOTO: ARTE Pfarrer Johannes (Lars Mikkelsen, l.) und sein Sohn August (Morten Hee Andersen.) stecken in einer Krise.

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