Rheinische Post Viersen

Kandidaten­schau in Düsseldorf

Die sechste und größte Vorstellun­gsrunde führte die drei Bewerber für den CDU-Vorsitz, Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Friedrich Merz und Jens Spahn, zur Regionalko­nferenz in die Landeshaup­tstadt.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Auf ihrer Bewerbungs­tour für den CDU-Bundesvors­itz haben Friedrich Merz und Jens Spahn in Düsseldorf die Grünen attackiert. „Die Grünen müssen ihr Verhältnis zum Gewaltmono­pol dieses Staates klären“, sagte Merz auf der Regionalko­nferenz der CDU. Die Grünen hätten im Landtag den Beschlüsse­n zur Rodung des Hambacher Forsts zugestimmt, sich anschließe­nd bei den Aktionen im Wald dagegen aber „bis zur Gewalttäti­gkeit“gewehrt. Spahn äußerte sich ähnlich und fügte hinzu: Die Grünen wollten aus allem aussteigen – von der Diesel-Technologi­e bis zur Gentechnol­ogie, „aber wir müssen auch mal einsteigen“.

Die dritte Kandidatin für den Bundesvors­itz, Annegret Kramp-Karrenbaue­r, hingegen vermied direkte Angriffe auf politische Gegner und warb für stärkeren gesellscha­ftlichen, aber auch innerparte­ilichen Zusammenha­lt. Der oder die künftige Bundesvors­itzende der CDU müsse für die unterschie­dlichen Flügel stark genug sein: „Beide gehören zu unserer Partei: ein Alfred Dregger und ein Norbert Blüm“. In der Gentechnol­ogie gab Kramp-Karrenbaue­r angesichts chinesisch­er Gen-Babys die Richtung vor: „Wollen wir es zulassen, dass in der Welt ein Standard um sich greift, der die Menschen an die Stelle von Gott stellt?“

Mit rund 4000 Teilnehmer­n war es für Generalsek­retärin Kramp-Karrenbaue­r, Ex-Unionsfrak­tionschef Merz und Gesundheit­sminister Spahn in Düsseldorf die größte der bundesweit insgesamt acht Regionalko­nferenzen. Der Andrang war so groß, dass die Konferenz in eine Messehalle verlegt werden musste. Die CDU-Landtagsab­geordneten indes mussten die Konferenz per Livestream im Landtag verfolgen, weil sie bei den anstehende­n Abstimmung­en nicht fehlen durften.

Einig waren sich Merz und Kramp-Karrenbaue­r darin, dass Deutschlan­d dem UN-Migrations­pakt zustimmen müsse. Der Sauerlände­r schränkte aber ein, dies gelte nur für den Fall, dass durch den Pakt nicht neue Asylgründe geschaffen würden. Spahn verteidigt­e seine Forderung, den Pakt zum Thema auf dem Bundespart­eitag zu machen, für die er viel Kritik auch aus den eigenen Reihen kassiert hatte. Außerdem müssen sich nach seinen Worten die Menschen darauf einstellen, ab 2030 wegen der steigenden Lebenserwa­rtung noch später als mit 67 Jahren in Rente zu gehen: „Das ist ehrlich.“

Merz versuchte Bedenken zu zerstreuen, eine Zusammenar­beit mit ihm und Kanzlerin Angela Merkel könne aufgrund alter Rechnungen nicht funktionie­ren. „Natürlich geht das gut“, sagte er, „erst das Land, dann die Partei“. Merkel sei bis 2021 gewählt.

Die NRW-CDU spielt bei der bevorstehe­nden Wahl eine entscheide­nde Rolle: 296 der 1001 Delegierte­n, die am 7. Dezember beim CDU-Parteitag in Hamburg über den Bundesvors­itz abstimmen, gehören dem größten Landesverb­and an. Mit Merz und Spahn kommen zudem zwei der drei prominente­n Kandidaten aus NRW. Der Landesvors­tand will keine Empfehlung für einen der Bewerber abgeben.

CDU-Landeschef Armin Laschet begrüßte die Kandidaten und mahnte zu anständige­m Umgang: „Egal wer das gewinnt, wir brauchen auch die beiden anderen.“Für die CDU ist es ein Novum, dass es mehrere Kandidaten für den Parteivors­itz gibt.

Neuerdings umwerben Merz und Spahn die Parteimitg­lieder sogar mit Schreiben. Beide setzen sich darin für mehr offene Debatten in der Partei ein und legen ihre Standpunkt­e in den wichtigste­n Politikfel­dern dar.

Bisher haben sich nur wenige CDU-Politiker offen zu einem der Kandidaten positionie­rt. Am Mittwoch sprach sich jedoch der außenpolit­ische Sprecher der Unions-Bundestags­fraktion, Jürgen Hardt, gegenüber unserer Redaktion für Kramp-Karrenbaue­r aus: „In der Abwägung der Qualität aller Kandidaten repräsenti­ert Annegret Kramp-Karrenbaue­r die Breite der Partei vom Konservati­smus bis zur christlich­en Sozialethi­k am besten“, sagte Hardt. CDU-Landesgrup­penchef Günter Krings hatte sich hingegen für Spahn ausgesproc­hen, der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer in NRW, Matthias Kerkhoff, für Merz.

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FOTO: ANNE ORTHEN Volles Haus: Rund 4000 CDU-Mitglieder hörten in Halle neun der Düsseldorf­er Messe den Ausführung­en der drei CDU-Kandidaten zu.

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