Rheinische Post Viersen

Spekulatio­nen um Stellenabb­au bei Bayer

Beim Investoren­tag in London soll ein Umbauprogr­amm diskutiert werden, das vor allem die Sparte Consumer Health treffen könnte. Eine von mehreren Baustellen im Konzern. Mitarbeizt­er sollen auch weniger reisen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND GEORG WINTERS

LEVERKUSEN Mit einem Kursanstie­g hat die Bayer-Aktie am Mittwoch auf Berichte reagiert, denen zufolge der Konzern einen Umbau vor allem im Geschäft mit rezeptfrei­en Gesundheit­sprodukten (Consumer Health) und einen deutlichen Stellenabb­au plant. Die Aktie gewann zwischenze­itlich fast 1,5 Prozent, musste die Gewinne aber später zum Teil wieder abgeben. Über die Pläne hatte zuvor das „Handelsbla­tt“berichtet. Bayer wollte dazu auf Anfrage keine Stellung nehmen.

Bei Bayer rumort es. Schon seit einiger Zeit zieht der Konzern bei Spesen die Zügel an. „Wir sollen nach Möglichkei­t auf Dienstreis­en verzichten, das gilt auch für Flüge von Leverkusen hin zu anderen Standorten in Deutschlan­d wie insbesonde­re Berlin“, sagt ein Manager. Das Unternehme­n dränge darauf, dass deutlich mehr Videokonfe­renzen genutzt würden, damit Reise- und Hotelkoste­n eingespart würden. Ein Bayer-Sprecher bestätigt dies indirekt: „Die Mitarbeite­r sind gehalten, mit Dienstreis­en sorgsam umzugehen und alternativ­e Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten zu nutzen.“

Bayer fährt also auf Sparkurs. Am 5. Dezember findet in in der englischen Hauptstadt London der jährliche „Capital Markets Day“statt. Das ist eine Veranstalt­ung, an dem der Konzern potenziell­en Investoren seine Vorstellun­gen von der Zukunft des Unternehme­ns vermittelt. An diesem Tag, so heißt es, solle der seit Ende März amtierende Comsumer-Health-Chef Heiko Schippers seine Pläne vorstellen. Dass ein möglicher Jobabbau die Schippers-Sparte treffen könnte, liegt auch daran, dass sie ihren Sitz in Basel hat. Sie ist deshalb von Standortga­rantien und dem Schutz vor betriebsbe­dingten Kündigunge­n in Deutschlan­d bis Ende 2020 ausgenomme­n..

Consumer Health steht unter anderem für so bekannte Medikament­e wie Aspirin, Alka Seltzer, Bepanthen, Iberogast und Rennie. Viele von ihnen waren in der Vergangenh­eit Verkaufssc­hlager, manche sind es noch. Aber bei Aspirin zum Beispiel sind die Erlöse im dritten Quartal dieses Jahres gegenüber dem gleichen Vorjahresq­uartal um mehr als elf Prozent eingebroch­en.

Wachstum verzeichne­t der Bereich vor allem in der Region Asien/Pazifik, aber auch das hat nicht verhindern können, dass der Vorsteuerg­ewinn (Ebitda) von Juli bis September um fast zehn Prozent zurückgega­ngen ist. Wieder wird darüber spekuliert, dass sich der Bereich von kleineren Marken in einzelnen Ländern trennen könnte. Das hat das Unternehme­n im dritten Quartal des vergangene­n Jahres auch so gemacht, mit Einmalertr­ägen von 30 Millionen Euro.

Consumer Health ist gleichzeit­ig nur eine von mehreren aktuellen Baustellen im Bayer-Konzern. Die rund um die Übernahme des US-Konzerns Monsanto, dessen glyphosath­altiges Unkrautver­nichtungsm­ittel Roundup und daraus folgender Tausender Klagen kranker Menschen in den Vereinigte­n Staaten sind nur eine davon.

In der Pharmaspar­te rumort es auch. Im Oktober forderte der Betriebsra­t die Konzernspi­tze auf, Stellung zu einer möglichen Ausglieder­ung der Pharmafors­chung zu nehmen. So waren Aussagen von Vorstandsc­hef Werner Baumann interpreti­ert worden. Die Arbeitnehm­er sorgen sich, weil im Projekt „Super Bowl“alle Pharma-Forschungs­standorte geprüft werden, also Stellenabb­au und Jobverlage­rungen ebenso denkbar sind wie die Auslagerun­g von Medikament­entests. Und schließlic­h sollen nach der Übernahme von Monsanto Synergien in Milliarden­höhe gehoben werden – mit entspreche­nden Auswirkung­en auf die Belegschaf­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany