Rheinische Post Viersen

Schach-WM: Carlsen verteidigt seine Krone

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LONDON (w.g.) Es war über zwölf lange Turniertag­e echsenhaft­es Schach gewesen, das belauert, aber nie zuschnappt. Zwölf Mal in Folge – Rekord bei Weltmeiste­rschaften – hatte es ein Unentschie­den gegeben, doch gestern erwachte die Schachwelt: In vier Schnellpar­tien à 25 Minuten (mit zehn Sekunden Bonus pro Zug) sollten der amtierende Weltmeiste­r Magnus Carlsen, der kantige Norweger, und Fabiano Caruana, der hintersinn­ige US-Amerikaner als sein Herausford­erer, die Schachkron­e unter sich ausspielen. Im Notfall drohte ein Armageddon-Furioso.

Doch schnell begann Carlsens unerhörte Sicherheit in Schnellpar­tien zu dominieren. Die ersten beiden Partien gewann er durch konsequent­e Ausnutzung positionel­ler Schwächen. Im ersten Spiel blickten Carlsens Offiziere in gähnende schwarze Löcher Caruanas, am Ende drückte er seine Bauern Richtung Umwandlung zur Dame. In der zweiten Partie gelang ihm ein durchtrieb­ener Bauern-Sperrzug im Mittelspie­l, der alles entschied. Im dritten Spiel genügte Carlsen eine Unachtsamk­eit Caruanas zur Titelverte­idigung; 3:0 hieß es am Ende. Drei Hinrichtun­gen in Folge. Die Beobachter zeigten Einigkeit: Das war eine mühselige Schach-WM. Anderersei­ts erlebte London zwei Giganten, die einander in Nichts nachstande­n. Doch als Tempo zum Killerfakt­or wurde und die Spieler zu vibrieren begannen, neigte sich Schachgött­in Caissa wieder dem vom Ruhm verwöhnten Norweger zu.

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