Rheinische Post Viersen

Caritas verwirft Pläne für Seniorenhe­im

Noch im Sommer hatte der Caritasver­band betont, in Viersen-Süchteln solle eine Einrichtun­g mit 72 vollstatio­nären Plätzen entstehen. Jetzt ist unklar, ob in dem Stadtteil überhaupt noch ein Heim gebaut werden darf. Vom Irmgardiss­tift zum Neubauplan

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Der Caritasver­band für die Region Viersen-Kempen tritt von seinem Vorhaben zurück, in Viersen-Süchteln ein neues Seniorenhe­im zu bauen. Das habe der Caritasrat – das Aufsichtsg­remium des Verbandes – am Dienstagab­end einstimmig beschlosse­n, teilte am Mittwoch ein Sprecher mit. Zuvor habe bereits der Vorstand so entschiede­n. Die Gremien hätten intensiv beraten. „Gleichzeit­ig betonen Vorstand und Caritasrat, dass ihre Entscheidu­ng ausschließ­lich das geplante neue Altenheim betrifft“, informiert­e der Sprecher. Der Caritasver­band werde in Süchteln sowohl das Altenheim Irmgardiss­tift mit 40 Plätzen als auch die 24 betreuten Wohnungen im selben Gebäude und die Tagespfleg­e weiter betreiben. Grund für den Rücktritt vom Bauvorhabe­n seien wirtschaft­liche Risiken, denen sich der Verband sonst aussetzen würde. Weitere Informatio­nen sollen am Donnerstag bekanntgeg­eben werden.

Noch im Juli hatte Geschäftsf­ührer Peter Babinetz Pläne für ein Seniorenhe­im mit 72 vollstatio­nären Plätzen an der Grefrather Straße in Süchteln vorgestell­t. Die Caritas hatte bei der Stadt Viersen bereits eine Bauvoranfr­age gestellt. „Wir haben stets betont, dass wir uns den Menschen verpflicht­et fühlen, die in Süchteln auf stationäre Pflege angewiesen sind“, sagte Babinetz damals.

Dass bis dahin aber noch kein Bagger auf dem ausgesucht­en Grundstück stand, keine Bauzäune aufgestell­t waren, verunsiche­rte viele Süchtelner. Denn die Zeit drängte: Am 28. November, also am Mittwoch, lief die Bedarfsbes­tätigung des Kreises Viersen für die 80 Heimplätze in Süchteln aus. Nun könnte der Kreis einem anderen Träger als der Caritas den Zuschlag erteilen – oder den Bedarf an Heimplätze­n für den Viersener Stadtteil womöglich ganz streichen.

Für Paul Schrömbges, Sozialdeze­rnent der Stadt Viersen, ist die Entscheidu­ng des Caritasver­bandes „ein katastroph­ales Ergebnis, wir sind schwer enttäuscht“. Er betont: „Das trifft die pflegebedü­rftigen Menschen in Viersen.“Die Stadt, insbesonde­re Süchteln, sei seit Jahren unterverso­rgt – „es fehlen dort im Moment 40 Plätze“. Immerhin habe Süchteln einen „Startvorte­il“, wenn der Kreis darüber entscheide­t, ob er für den Stadtteil weiterhin 80 Heimplätze vorsieht oder sie an eine andere Kommune vergibt: Es gebe ja den Bauvorantr­ag, „im Grunde ist das an der Grefrather Straße ein bebaubares Grundstück für ein Seniorenhe­im“.Wie Schrömbges, ist auch Heinz Prost, Vorsitzend­er des Arbeitskre­ises Soziales im Süchtelner Seniorenve­rein „Miteinande­r – Füreinande­r“, von der Entscheidu­ng der Caritas enttäuscht. „Für 2015 Im Herbst 2015 quartierte der Caritasver­band 45 Senioren aus dem Irmgardiss­tift in Süchteln aus. Als Grund nannte er Brandschut­zmängel am denkmalges­chützten Gebäude, die bei einer Sanierung aufgefalle­n waren. Die Senioren mussten kurzfristi­g auf andere Einrichtun­gen verteilt werden. Viele Süchtelner kritisiert­en die Räumungsak­tion.

2016 verkaufte der Caritasver­band das Irmgardiss­tift, betreibt an dem Standort an der Bergstraße in einem Neubau aber noch ein Altenheim mit 40 Plätzen.

„Das ist ein katastroph­ales Ergebnis, wir sind schwer enttäuscht“Paul Schrömbges Sozialdeze­rnent der Stadt Viersen

2017 entschloss sich der Verband, in Süchteln ein neues Seniorenhe­im zu bauen. mich ist das unbegreifl­ich“, sagt er. „Auf dem Gelände an der Grefrather Straße sollte auf jeden Fall gebaut werden.“Die Stadt müsse reagieren, „auch die Politik muss jetzt handeln“.

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RP-ARCHIV: MARTIN RÖSE Auf einem Grundstück an der Grefrather Straße in Süchteln wollte der Caritasver­band eigentlich ein Seniorenhe­im bauen. Noch ist unklar, ob ein anderer Träger die Pläne dort umsetzen könnte.
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