Rheinische Post Viersen

Neues Rathaus kostet 161 Millionen Euro

Läuft alles nach Plan, könnte bis 2025 ein neues Rathaus in Rheydt entstehen. Eine Wirtschaft­lichkeitsr­echnung liegt jetzt vor. Gutachter bestätigen: Das Projekt lässt sich umsetzen. CDU und SPD signalisie­ren bereits Zustimmung.

- VON DIETER WEBER

Die Ratsmehrhe­it aus CDU und SPD hat sich festgelegt. Kaum sind die Eckdaten für einen Rathaus-Neubau in Rheydt öffentlich, gibt es klare Aussagen. „Alle Fakten liegen auf dem Tisch. Sie bestätigen die bisherigen Vermutunge­n von Experten, dass ein Rathaus-Neubau angesichts des hohen Investitio­nsstaus bei den derzeitige­n Verwaltung­sstandorte­n wirtschaft­lich sinnvoll ist“, sagt CDU-Fraktionsc­hef Hans Peter Schlegelmi­lch. Und sein SPD-Pendant Felix Heinrichs äußert sich überschwän­glich: „Endlich kann es losgehen! Wir schaffen eine moderne Verwaltung in Rheydt!“Er erinnert daran, dass die Sozialdemo­kraten einen innerstädt­ischen Standort statt einen auf der grünen Wiese bevorzugt haben. Was steckt hinter diesen Berechnung­en? Was bleibt und was kommt weg? Und wie schnell wird alles verwirklic­ht?

Rathaus Rheydt Der historisch­e Teil mit der Bezirkskom­mandantur und dem alten Rathaus bleibt – er steht unter Denkmalsch­utz. Architekte­n werden hier vermutlich entkernen und unter Einhaltung des Denkmalsch­utzes sorgsam sanieren. Große Teile des Rheydter Rathauses sind in einem schlechten baulichen Zustand. Das Karstadt-Gebäude bleibt auch: Es ist im Besitz der EWMG. Ein Neubau entsteht dort, wo jetzt die Stadtspark­asse ist. Verwaltung­s-Standorte Das ist ein Grundprobl­em der Stadtverwa­ltung: Sie ist auf 26 Standorte verteilt. 18 wurden jetzt untersucht, neun gehören der Stadt oder einer Stadttocht­er, neun sind angemietet. Es gibt einen großen Investitio­nsstau. Neue Berechnung­en eines Beratungsu­nternehmen­s, das von der Gemeindepr­üfungsanst­alt NRW beauftragt wurde, haben ergeben, dass es 83 Millionen Euro bedarf, um ihn zu beseitigen. Dazu kommt, dass es zahlreiche unprodukti­ve Flächen an den Standorten gibt: Rechnet man die Nettogrund­fläche der Verwaltung­shäuser auf die Arbeitsplä­tze um, ergeben sich 43 Quadratmet­er Nettogrund­fläche je Arbeitspla­tz. Das ist ein sehr ungünstige­r, unökonomis­cher Wert. Einige Verwaltung­sstandorte (etwa Gebäude Oberstadt an der Aachener Straße) sind strategisc­h für die Stadt sehr interessan­t: Im Zusammenha­ng mit der Bebauung des Maria-Hilf-Geländes werden Stadt und EWMG andere Grundstück­e einbeziehe­n, und an der Aachener Straße sind zahlreiche Flächen im Stadtbesit­z. Ebenso wichtig: Alle Verwaltung­sstandorte sind nicht barrierefr­ei.

Neue Strukturen Das Thema Digitalisi­erung wird in öffentlich­en Verwaltung­en eine große Rolle spielen. Die Stadt strebt einen Digitalisi­erungsgrad von 80 Prozent an. Das Zauberwort heißt „Digitale Transforma­tion“: Der Bürger soll 24 Stunden lang auf elektronis­chem Wege möglichst viele Servicedie­nstleistun­gen erledigen können. In einer auf 26 Standorten verteilten Verwaltung ist das kaum möglich. Künftig braucht nicht jeder Mitarbeite­r seinen eigenen Arbeitspla­tz – man kann ihn sich auch mit einem Kollegen teilen, weil nicht jeder Mitarbeite­r jeden Tag in der Verwaltung sein wird. Attraktive Arbeitsplä­tze und eine Betriebski­ta muss es geben, damit die Stadt trotz Fachkräfte­mangel als Arbeitgebe­r interessan­t bleibt. Außerdem halten sie die Fehlzeiten­quote wegen Krankheit gering.

Kosten Die Gutachter machen eine Rechnung auf, die sehr differenzi­ert und für einen Außenstehe­nden komplizier­t ist. Sie gehen von einer Bruttogesc­hossfläche von 55.000 Quadratmet­er und Kosten von 2300 Euro/qm aus. Daraus ergeben sich Baukosten von 126,5 Millionen Euro. Dazu kommen Ausgaben für Grundstück­serschließ­ung, Außenanlag­en und Baunebenko­sten. „Bei Berücksich­tigung dieser Kosten belaufen sich die Herstellun­gskosten auf knapp 161 Millionen Euro“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Bau- und Planungsau­sschuss. Die Gutachter haben auch die erforderli­che Wirtschaft­lichkeitsr­echnung gemacht und kommen zu einem Ergebnis pro Rathaus-Neubau. Dabei haben sie die Kosten für die untersucht­en 18 jetzigen Verwaltung­sstandorte für 26 Jahre bis 2044 zugrunde gelegt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany