Rheinische Post Viersen

Olaf Scholz verteidigt seine Grundsteue­r-Pläne

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BERLIN (mar) Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) will der großen Mehrheit der Hausbesitz­er und Mieter Mehrbelast­ungen durch die geplante Grundsteue­r-Reform ersparen. „Ich möchte, dass diejenigen Grundeigen­tümer belohnt werden, die eine geringe Miete nehmen“, betonte Scholz. Da die Nettokaltm­iete nach Scholz’ Vorstellun­gen bei der Neuberechn­ung der Grundsteue­r künftig mitberücks­ichtigt werden soll, erhofft sich der Minister einen Anreiz gegen Mieterhöhu­ngen.

Kritiker halten dem entgegen, das höhere Mietennive­au in Ballungsrä­umen könne zu höheren Grundsteue­rbelastung­en führen, die wiederum auf die Mieter überwälzt würden. Solche Effekte könnten durch „Kappungen“vermieden werden, so Scholz. Er zeigte sich zudem offen, die Überwälzun­g der Grundsteue­r auf Mieter durch eine Grundgeset­zänderung abzuschaff­en. „Das kann man ändern“, sagte er.

Die Grundsteue­r muss nach einem Verfassung­sgerichtsu­rteil bis Ende 2019 reformiert und ab 2025 neu erhoben werden. Nach Scholz´ Plänen würde sich der Einheitswe­rt künftig aus Nettokaltm­iete, Baujahr, Wohnfläche, Grundstück­sfläche und Bodenricht­wert ergeben. Diese Größe würde wie bisher mit einer Steuermess­zahl multiplizi­ert, die Scholz „dramatisch“senken will, um hohe Mehrbelast­ungen zu vermeiden. Er gehe davon aus, dass auch die Kommunen ihre Hebesätze deutlich senken würden, um nicht mehr einzunehme­n als vorher.

Alternativ bietet Scholz den Ländern ein wertunabhä­ngiges Modell an. Danach würde nur die Grundstück­sfläche mit der Steuermess­zahl multiplizi­ert. Nachteil dieses Flächenmod­ells ist, dass wertvolle Grundstück­e genauso besteuert würden wie weniger wertvolle. Die Mehrheit der Länder ist dagegen. Bei einem Treffen von Scholz mit seinen Länderkoll­egen am Mittwoch hatte sich aber auch keine klare Unterstütz­ung für das Scholz-Modell abgezeichn­et. Die Runde soll sich erneut im Januar treffen und strebt eine 16:0-Lösung an.

Bei der Reform gehe es für Betroffene nicht um hohe Beträge, erklärte Scholz. „Die Grundsteue­rbelastung ist nicht so riesig, wie sich das einige ausmalen“, sagte er. „Wir haben ein paar Stichprobe­n gemacht und sich zu dem Ergebnis gekommen: Entspannt Euch, Leute!“Aus Ministeriu­mskreisen hieß es, Immobilien­besitzer würden um einen „niedrigen bis mittleren zweistelli­gen Euro-Betrag pro Jahr“mehr belastet.

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