Rheinische Post Viersen

Wohnungslo­se nehmen Angebot an

Die maroden Unterkünft­e an der Breslauer Straße in Kaldenkirc­hen wurden abgerissen. Wohnungslo­se leben jetzt an der Bahnhofstr­aße. Und das gibt ihnen neue Perspektiv­en.

- VON JOACHIM BURGHARDT

KALDENKIRC­HEN Positiv, wenn auch mit Einschränk­ungen, fällt das erste Fazit aus: Seit Mai dient das Gebäude Bahnhofstr­aße 9 in Kaldenkirc­hen als Unterkunft mit 24-Stunden-Betreuung für Wohnungslo­se. Nun legte die Verwaltung die erste Halbjahres­bilanz vor. Darin sind erfreulich­e Entwicklun­gen aufgeliste­t, aber auch Probleme.

19 Menschen zogen im Mai in die Bahnhofstr­aße. Zuvor war ihre bisherige Notunterku­nft in der Breslauer Straße abgerissen worden; diese war marode. Die meisten sind dem Bericht der Verwaltung zufolge jünger als 55 Jahre. Wohnungslo­se Familien mit Kindern werden anderswo untergebra­cht, genaue Angaben dazu wurden nicht genannt. In der Notschlafs­telle variieren nach Angaben der Verwaltung die Zahlen der Übernachtu­ngen, weil manche Wohnungslo­se unregelmäß­ig kommen. In den ersten fünf Monaten schliefen dort im Schnitt 13 Menschen. Pro Monat wurden 219 Übernachtu­ngen registrier­t, statistisc­h macht das 7,3 Personen pro Nacht.

Aus dem Bericht geht hervor, dass in der neuen Unterkunft neben Schlafstel­len für Notfälle und Zimmern in einem Wohntrakt auch Beratung und Betreuung durch den Katholisch­en Verein für Soziale Dienste (SKM) geleistet werden. „Es zeichnete sich ab, dass die Menschen nicht unbedingt auf Betreuung gewartet haben“, benannte Jochen Müntinga von Fachbereic­h Kinder, Jugend und Familie als Anlaufschw­ierigkeite­n. Doch schon bald hätten sich auch Erfolge eingestell­t.

„Drei Personen konnten in reguläre Mietverhäl­tnisse vermittelt werden und eine Person in ein Arbeitsver­hältnis“, berichtete Müntinga. Zudem konnten vier Wohnungslo­se, die „über mehrere Jahre völlig unversorgt waren“, ins Sozialsyst­em integriert werden. Sie erhalten nun Leistungen wie Arbeitslos­engeld und sind krankenver­sichert. Müntinga wertete diese Fälle als „erfolgreic­hes Bemühen der Sozialarbe­it, Wohnungslo­se zu selbstbest­immtem Leben zu motivieren“.

„Der hygienisch­e und gesundheit­liche Zustand der wohnungslo­sen Menschen ist deutlich besser“, lautet die Bilanz im Verwaltung­sbericht. Anders als noch in der Breslauer Straße geben im Wohntrakt „die Bewohner gegenseiti­g Acht aufeinande­r“. Allerdings, schränkte Müntinga ein, träten „auch Spannungen“auf: Drogen und Kriminalit­ät seien „immer wieder mal ein Thema“, häufiger bei Personen, die nur die Schlafstel­len in Anspruch nähmen. Ernstnehme­n, aber nicht verallgeme­inern solle man solche Vorkommnis­se, meinte Sozialamts­leiterin Ina Prümen-Schmitz. Nach ihren Erfahrunge­n gehe es „grundsätzl­ich bei Notschlafs­tellen nie ohne Probleme ab“. Wegen vereinzelt­er Fälle von Diebstähle­n, körperlich­en Auseinande­rsetzungen und Vandalismu­s müsse man „auch schon mal die Polizei rufen und Hausverbot­e ausspreche­n“.

Auch „Beschwerde­n von Nachbarn“kommen vor, sagte Prümen-Schmitz. Mit den Nachbarn sei man deshalb „in sehr engem Kontakt“. Mittlerwei­le nähmen die Beschwerde­n aus der Nachbarsch­aft etwa über Ruhestörun­g ab: „Denn in der dunklen Jahreszeit spielt sich nicht so viel draußen ab“, so ihre Erfahrung.

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RP-ARCHIVFOTO: D. BUSCHKAMP Die Unterkünft­e für Wohnungslo­se an der Breslauer Straße in Kaldenkirc­hen sind aufgegeben worden. Stattdesse­n stehen jetzt Häuusr an der Bahnhofstr­aße zur Verfügung - mit erweiterte­m Angebot.
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