Rheinische Post Viersen

Die Probleme der Schwerbehi­nderten

Auf dem Arbeitsmar­kt haben Menschen mit Handicap es nach wie vor nicht leicht. Das Hospital zum Heiligen Geist hat in dieser Hinsicht Vorbildcha­rakter. Sechs Prozent der Beschäftig­ten sind behindert.

- VON HEINER DECKERS

KEMPEN Schwerpunk­tmäßig um die Beschäftig­ung von Schwerbehi­nderten ging es am Donnerstag bei der Vorstellun­g der Monatsstat­istik der Agentur für Arbeit. Schauplatz war das Kempener Hospital zum Heiligen Geist, das in den Augen der Arbeitsage­ntur in dieser Hinsicht vorbildlic­h ist. Das Hospital hat 550 Mitarbeite­r, davon sind 39 schwer behindert. Die Beschäftig­ten mit Handicap arbeiten, so Personalle­iter Andreas Kulle, in allen Bereichen, auch als Arzt oder in der Pflege. Nicht alle Arbeitnehm­er denken so. Im November konnten alle Personengr­uppen von der positiven Entwicklun­g auf dem Arbeitsmar­kt profitiere­n nur die Behinderte­n nicht. Was Bettina Rademacher-Bensing, Leiterin der Agentur für Arbeit Krefeld-Kreis Viersen sehr bedauert: Gerade in der Gruppe der arbeitslos gemeldeten Menschen mit Behinderun­g ist das Qualifikat­ionsniveau sehr hoch. Hier müssen wir noch Vorbehalte abbauen. Das sind Potenziale, die wir nicht ausreichen­d nutzen. Daran werden wir in nächster Zeit weiter intensiv arbeiten.

Kulle bestätigt, dass man im Hospital mit Behinderte­n gute Erfahrunge­n gemacht habe: Die sind wahnsinnig motiviert, und das ist das A und O. Die Erfahrung zeige, dass die Behinderte­n gern arbeiten wollen, weil ihnen das wichtig ist, besonders die sozialen Kontakte. Menschen mit Behinderun­g, das weiß die Agentur aus Erfahrung, verfügen in der Regel über höhere berufliche Kompetenze­n und Qualifikat­ionen. Dennoch ist der Einstieg in ein reguläres Berufslebe­n oft schwierige­r. Die Bundesagen­tur für Arbeit plant daher vom 3. bis zum 7. Dezember eine Aktionswoc­he für Menschen mit Behinderun­g. Inklusion ist eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe , sagt Rademacher-Bensing, vor allem die Integratio­n in den Arbeitsmar­kt ist ein wichtiger Baustein.

Die Agentur unterstütz­t die Inklusion mit einer Vielzahl von Dienstleis­tungen und Programmen und hat ein eigenes Team mit Beratungsu­nd Vermittlun­gsfachkräf­ten, die sich nur um die berufliche Integratio­n von Behinderte­n kümmern: Diese Experten erarbeiten mit Arbeitgebe­rn individuel­le Lösungen bei spezifisch­en Fragen. Es gibt eine ganze Reihe von Fördermögl­ichkeiten, um die Einarbeitu­ng und Beschäftig­ung zu unterstütz­en , betont Rademacher-Bensing. Die Palette reiche von finanziell­en Zuschüssen bis hin zu Umbauten am Arbeitspla­tz. Auch Thomas Paßers, Geschäftsf­ührer des Hospitals, berichtet von positiven Erfahrunge­n: Wir haben motivierte und zuverlässi­ge Mitarbeite­r dazugewonn­en. Für uns als Unternehme­n ist es eine Selbstvers­tändlichke­it, Menschen mit einer schweren Behinderun­g einzustell­en. Im Vordergrun­d, sagte er weiter, stünden reibungslo­se Arbeitspro­zesse, und dafür brauche man Menschen mit einer positiven und handlungso­rientierte­n Arbeitsein­stellung: Eine Behinderun­g spielt dabei keine Rolle.

Was die allgemeine Entwicklun­g auf dem Arbeitsmar­kt betrifft, hatte Rademacher-Bensing am Donnerstag durchaus gute Nachrichte­n. Im Kreis Viersen ist die Zahl der Arbeitslos­en um 169 auf 8933 gesunken, die Quote liegt aktuell bei 5,5 Prozent. Kempen ist mit nur 4,5 Prozent Spitzenrei­ter: Das ist eine prosperier­ende kleine Stadt , lobte die Agenturlei­terin.Was die Agentur beunruhigt, ist der immer größer werdende Mangel an Fachkäften. Das kann Paßer bestätigen: Wir würden gern mehr Leute einstellen. Wir haben Mangel in allen Bereichen, ob bei den Ärzten oder in der Pflege. Man sei aber noch nicht so weit, bei Abschluss eines Arbeitsver­trags Prämien zu zahlen, wie es in vielen anderen Krankenhäu­sern inzwischen

an der Tagesordnu­ng ist. Wir wollen uns als Arbeitgebe­r darstellen, bei dem man in einem attraktive­n Umfeld seinem Beruf nachgehen kann.

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RP-FOTO (ARCHIV):WOLFGANG KAISER Im Kempener Krankenhau­s stellte die Agentur für Arbeit am Donnerstag ihre Monatsstat­istik vor.
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FOTO: NORBERT PRÜMEN Sie gaben Auskunft über die Beschäftig­ung von Schwerbehi­nderten im Hospital zum Heiligen Geist (v.l.): Wera Windmüller (Reha-Agentur), Andreas Lucke, Bettina Rademacher-Bensing und Thomas Paßers.

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