Rheinische Post Viersen

Fall „Mia“: Zweite Babyleiche gefunden

Im Fall des toten Babys Mia, das in Polen in einem Altkleider­container aus Duisburg gefunden wurde, ist eine 35-Jährige Tatverdäch­tige festgenomm­en worden. Die Polizei fand in ihrer Wohnung einen weiteren toten Säugling.

- VON CAROLA SIEDENTOP FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN

DUISBURG Rund zwei Wochen nach dem Fund eines toten Babys aus Duisburg in einer Altkleider­sortieranl­age in Polen hat die Polizei in der Ruhrgebiet­sstadt eine weitere Babyleiche entdeckt – und eine 35 Jahre alte Tatverdäch­tige festgenomm­en. In der Nacht zu Samstag durchsucht­en Kripobeamt­e die Wohnung der Frau in dem als gutbürgerl­ich geltenden Ortsteil Rumeln. Sie fanden umfangreic­hes Beweismate­rial, darunter blutige Bettlaken und die Leiche eines Neugeboren­en, berichtete­n die Ermittler. Das kleine Mädchen war demnach in Laken und Plastiktüt­en versteckt. Den entscheide­nden Hinweis hatten Zeugen geliefert, sagte Polizeispr­echer Ramon van der Maat. Bereits am Freitag seien die Ermittler auf die Spur der Frau gekommen. Das städtische Jugendamt hatte diese betreut.

Die Frau gestand die Geburt des Kindes, das in ihrer Wohnung gefunden wurde. Sie bestritt allerdings, dass sie die Mutter des toten Säuglings sei, der in Polen gefunden wurde, sagte der Polizeispr­echer. „Wir warten jetzt dringend auf DNA-Ergebnisse aus Polen, um diese abgleichen zu können“, sagte Van der Maat. Es sei zwar unwahrsche­inlich, dass eine zweite Frau an dem Fall beteiligt ist, „aber man kann es nicht ausschließ­en“, erklärte der Polizeispr­echer. Gegen die 35-Jährige erließ der zuständige Richter Haftbefehl wegen Totschlags.

Am 17. November hatten Mitarbeite­r einer Altkleider-Sortieranl­age in Kielce in Polen in einem Container, der aus Duisburg gekommen war, eine Babyleiche gefunden. Die Polizei nannte das Baby Mia. Laut polnischen Behörden war der Säugling damals bereits etwa sieben bis zehn Tage tot. Nach Erkenntnis­sen der Ermittler in Polen war das Mädchen lebend zur Welt gekommen, wie ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Kielce bestätigte. Das Mädchen habe vorläufige­n Untersuchu­ngen zufolge nach der Geburt eigenständ­ig geatmet.

In Duisburg fahndete die Polizei mit Plakaten nach der Mutter des Kindes, mit Spürhunden wurden die möglichen Standorte von Altkleider­containern abgegangen. Einer der Hunde schlug bei einem Container im Duisburger Westen an, der genauer untersucht wurde. Ob dieser Container in Rumeln stand, ist nicht bestätigt. „Selbst wenn dort

Spuren gesichert worden sind, hätten wir ja Vergleichs­material haben müssen, um diese einer Person zuordnen zu können“, sagte Van der Maat. Aus der Bevölkerun­g gingen kurz nach der Öffentlich­keitsfahnd­ung mehrere Hinweise bei den Ermittlern ein. Einer davon führte nun zu der 35-jährigen Tatverdäch­tigen.

Die Ergebnisse der Obduktion des Säuglings seien noch nicht aus Polen eingetroff­en, sagte der Sprecher. Laut Staatsanwa­ltschaft in Polen sollen die Resultate in mehreren Wochen vorliegen. Bei den Ermittlung­en sei unter anderem die Route des Fahrzeugs, in dem die Altkleider nach Polen gebracht worden waren, geprüft worden. Bisherigen Erkenntnis­sen zufolge wurde der Wagen nach dem Start in Duisburg nicht geöffnet. (mit dpa)

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Die Polizei in Duisburg hat in über 400 Altkleider­containern nach Spuren gesucht und die Bevölkerun­g per Aufruf um Mithilfe gebeten. Zur Festnahme kam es nun durch einen Zeugenhinw­eis.

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