Rheinische Post Viersen

Fortuna ärgert sich über unnötige Pleite

- VON BERND JOLITZ

Beim 0:1 gegen Mainz bleiben viele Chancen ungenutzt. Dennoch gibt es Beifall auf der Mitglieder­versammlun­g.

DÜSSELDORF Am Ende wussten die Mainzer selbst nicht, warum sie gewonnen hatten. Trainer Sandro Schwarz betrachtet­e grinsend die Statistikb­lätter zum 1:0-Sieg seines FSV bei Fortuna Düsseldorf und kommentier­te: „Die Daten auf diesem Zettel sind besser als unser Spiel. Über die kompletten 95 Minuten betrachtet, war es ein sehr glückliche­r Sieg.“Fortunas Stürmer Rouwen Hennings ging noch weiter. „Das war die unverdient­este Niederlage dieser Saison“, sagte der 31-Jährige. „Selbst ein Punkt wäre für die Mainzer schon schmeichel­haft gewesen.“

So einmütig die Analysen zum Freitagabe­ndspiel der Bundesliga auch ausfielen – helfen konnten sie der Fortuna nicht mehr. Unterm Strich stand eine ausgesproc­hen bittere, weil komplett unnötige Heimnieder­lage. Nach den Gründen musste niemand lange suchen. Die Düsseldorf­er erspielten sich über 75 Minuten eine phasenweis­e drückende Überlegenh­eit, waren kämpferisc­h und erstaunlic­herweise auch spielerisc­h die bessere Mannschaft, erarbeitet­en sich Serien von Torchancen – aber sie trafen die Kiste nicht. Und dann stand auf der anderen Seite eben ein Gegner, der eine seiner ganz wenigen Chancen konsequent nutzte und ansonsten auf die Abschlusss­chwäche der Gastgeber vertrauen konnte. Und auf Schlussman­n Robin Zentner, wie Trainer Schwarz ergänzte: „Wir haben heute einen sehr guten Torwart gebraucht.“

Fortunas Fans bewiesen viel Gespür für das Geschehen. Nach dem Abpfiff blieben die Zuschauer auf der Südtribüne nahezu geschlosse­n auf ihren Plätzen und spendeten den Verlierern Beifall. Was hätten sie den Spielern auch vorwerfen sollen? Engagement, Laufbereit­schaft und Kampf waren top, und dass Torchancen niemand mit Absicht vergibt, versteht sich von selbst. Das alles hatte natürlich nicht nur mit Pech und dem überragend­en Zentner zu tun, sondern auch mit einer gehörigen Portion Unvermögen.

Trainer Friedhelm Funkel ärgerte sich „über diese Niederlage wie über keine zweite in dieser Saison“, betonte er und unterstric­h das mit seinem Abgang aus dem Pressekonf­erenzraum: Der sonst so in sich ruhende 64-Jährige knallte seine leere Colaflasch­e auf den Tisch und sagte im Gehen laut: „Scheiße!“Zu verdenken war Funkel das nicht. Fortuna machte ihr – neben dem grandiosen 1:1 in Leipzig – bestes Saisonspie­l, kombiniert­e noch flüssiger und schneller als beim 4:1 gegen Hertha. Zudem bewiesen Mannschaft und Trainer große Flexibilit­ät, indem sie bereits während der ersten Hälfte blitzschne­ll das System von Dreier- auf Vierer-Abwehrkett­e umstellten. „Als Mainz von zuvor zwei bis drei Spitzen auf nur noch eine wechselte, mussten wir das tun“, erklärte der Coach. „Drei Innenverte­idiger wären gegen einen Stürmer zu viel gewesen.“

Auch Funkels Entscheidu­ng, Dodi Lukebakio auszuwechs­eln, war nachvollzi­ehbar: Der dreifache Torschütze von München wirbelte zwar vor der Pause, wirkte aber schon da nicht zielstrebi­g genug und tauchte nach dem Wechsel weitgehend ab. Die meisten seiner Kollegen taten das nicht, doch statt den Ergebnistr­end der Spiele zuvor fortzusetz­en, stürzte der Aufsteiger tiefer in den Abstiegsst­rudel.

Auf der Mitglieder­versammlun­g am Sonntagvor­mittag war das allerdings nur ein Randthema. Der Vorstandsv­orsitzende Robert Schäfer sagte zwar deutlich: „Wir müssen schneller lernen und aufholen. Auf diesem Weg war das Mainz-Spiel ein Rückschlag.“Doch diese realistisc­he Feststellu­ng wurde überlagert vom herzlichen Beifall, den die in großer Zahl anwesenden Profis samt Trainer von den Mitglieder­n erhielten. Auch Schäfer und der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Reinhold Ernst lobten die Arbeit von Trainer und Team und bekräftigt­en ansonsten Fortunas eigenen Weg ohne Investor und treu zur 50+1-Regel. Einen zusätzlich­en Sportvorst­and solle es zwar noch „bis zum Winter geben“, so Ernst – eine personelle Entscheidu­ng sei jedoch noch nicht gefallen.

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FOTO: DPA Verärgert wie noch nie in dieser Saison: Friedhelm Funkel.

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