Dem DOSB fehlt offene Kontroverse
Wer in der Rheinterrasse Düsseldorf dabei war, der musste den Eindruck gewinnen, dem deutschen Sport gehe es blendend. Die Spitzensportförderung des Bundes? Steigt über die Maßen. Die Finanzlage des Deutschen Olympische Sportbundes (DOSB)? Viel besser als vor Jahren gedacht. Die Leistungssportreform? Auf einem richtig guten Weg. Die Botschaft, die DOSB-Präsident Alfons Hörmann und seine Mitstreiter aussenden wollten, lautete: Wir sind viel besser, als es dargestellt wird.
Nun ist nichts Verwerfliches daran zu finden, die Errungenschaften des eigenen Tuns kundzutun. Das Problem daran ist die Geringschätzung einer kritischen Öffentlichkeit, die manch einer hinter vorgehaltener Hand der DOSB-Führung attestiert. Aber eben nur hinter vorgehaltener Hand, denn an einer ehrlichen Bereitschaft zur kritischen Kontroverse im DOSB haben inzwischen viele Zweifel. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns – das ist die Wahrnehmung kritischer Geister.
Dabei braucht der Sport ein kritisches Miteinander. Denn wo konstruktive Kontroverse ausbleibt, verschwinden die kritischen Stimmen nicht. Sie äußern sich nur in Hinterzimmern. In Ränkespielen. In Hahnenkämpfen, die auf dem Rücken des Sports ausgetragen werden, aber eben nicht in dessen Sinne.
Insofern war die Kandidatur von Triathlon-Präsident Martin Engelhardt für das Präsidentenamt ein wichtiges Symbol. Denn er forderte von Hörmann für jeden hörbar ein respektvolleres Miteinander und mehr Transparenz ein. Hörmann versprach, diese Werte zu verkörpern. Hält er sein Wort, wäre das ein echter Grund für Selbstzufriedenheit. Nicht zuletzt für die kritische Sportöffentlichkeit.