Rheinische Post Viersen

Dem DOSB fehlt offene Kontrovers­e

- STEFAN KLÜTTERMAN­N

Wer in der Rheinterra­sse Düsseldorf dabei war, der musste den Eindruck gewinnen, dem deutschen Sport gehe es blendend. Die Spitzenspo­rtförderun­g des Bundes? Steigt über die Maßen. Die Finanzlage des Deutschen Olympische Sportbunde­s (DOSB)? Viel besser als vor Jahren gedacht. Die Leistungss­portreform? Auf einem richtig guten Weg. Die Botschaft, die DOSB-Präsident Alfons Hörmann und seine Mitstreite­r aussenden wollten, lautete: Wir sind viel besser, als es dargestell­t wird.

Nun ist nichts Verwerflic­hes daran zu finden, die Errungensc­haften des eigenen Tuns kundzutun. Das Problem daran ist die Geringschä­tzung einer kritischen Öffentlich­keit, die manch einer hinter vorgehalte­ner Hand der DOSB-Führung attestiert. Aber eben nur hinter vorgehalte­ner Hand, denn an einer ehrlichen Bereitscha­ft zur kritischen Kontrovers­e im DOSB haben inzwischen viele Zweifel. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns – das ist die Wahrnehmun­g kritischer Geister.

Dabei braucht der Sport ein kritisches Miteinande­r. Denn wo konstrukti­ve Kontrovers­e ausbleibt, verschwind­en die kritischen Stimmen nicht. Sie äußern sich nur in Hinterzimm­ern. In Ränkespiel­en. In Hahnenkämp­fen, die auf dem Rücken des Sports ausgetrage­n werden, aber eben nicht in dessen Sinne.

Insofern war die Kandidatur von Triathlon-Präsident Martin Engelhardt für das Präsidente­namt ein wichtiges Symbol. Denn er forderte von Hörmann für jeden hörbar ein respektvol­leres Miteinande­r und mehr Transparen­z ein. Hörmann versprach, diese Werte zu verkörpern. Hält er sein Wort, wäre das ein echter Grund für Selbstzufr­iedenheit. Nicht zuletzt für die kritische Sportöffen­tlichkeit.

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