Es war einmal... das Finale der Märchenwoche
SÜCHTELN Es war einmal… ein Wunschring, der dem Besitzer gestohlen wurde. Der Dieb ersetzte ihn durch eine billige Imitation, den er dem Bestohlenen heimlich an den Finger steckte. Sich selbst wünschte er 100.000 Taler, deren physische Macht ihn erschlug. Der eigentliche Empfänger des Ringes aber hütete den vermeintlichen Wunschring wie einen Schatz, nahm ihn kein einziges Mal in Anspruch und lebte das glücklichste Leben, das man sich vorstellen kann.
Im Rahmen der Süchtelner Märchenwoche war die Krefelder Märchenerzählerin Diana Drechsler gemeinsam mit dem Pianisten Daniel Bark aus Wuppertal zu Gast in der Königsburg. Drechsler hat sich vor 20 Jahren zur Märchenerzählerin ausbilden lassen und tourt seitdem durch Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus, um Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Märchen zu erzählen. Daniel Bark interpretiert die Märchen während des Erzählens am Klavier, setzt Sprache in Klänge um, betont und unterstreicht die Ereignisse des Märchens. „Diese Kombination ist ziemlich einzigartig in Deutschland“, erklären Drechsler und Bark. Und kommt gut an, denn das Interesse an Märchen ist, so haben sie es erlebt, ungebrochen.
In der Königsburg haben sie eine kleine „Bühne“gestaltet: Bunte Samtstoffe, Lichterketten und Sterne glitzern, Drechslers Stuhl ist mit goldenem Stoff bezogen, sogar eine Trommel steht bereit und kommt zum Einsatz. Das Licht ist gedämpft, alles ist still, nur von draußen drängt Weihnachtsmusik herein. Wenn Drechsler ihre Märchen erzählt, dann spielt sie sie auch, läuft durch den Raum, schaut immer die Zuhörer an. Ihr Spiel ist zurückhaltend, denn vor allem auf die Worte kommt es an. Mit den Variationen ihrer Stimme gelingt es ihr, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen.
Drechsler greift auf einen großen Fundus an Märchen zurück, erzählt aus dem Grimm’schen Märchenschatz wie „Die Bienenkönigin“oder „Sterntaler“, aber auch Märchen, die Richard von Volkmann-Leander gesammelt hat. Mit dem Erzählen von Märchen knüpft Drechsler an den Ursprung der Märchen an, die von Mund zu Mund weitergegeben wurden, bevor sie niedergeschrieben wurden.
Die Welt ist, wenn auch brutal, so doch klar im Märchen. Menschen suchen das Glück und die Gerechtigkeit, am Ende siegen Bescheidenheit und Empathie, die Gier verliert …und alle lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.