Die Lehre von Leipzig: Erfolg ist kein Selbstläufer
Man darf sagen: Borussias 0:2 beim RB Leipzig war eine Niederlage auf hohem Niveau. Die Gladbacher machten kein schlechtes Spiel, doch waren es die Nuancen, die nicht passten, um eine andere Geschichte zu schreiben.
Die Borussen selbst indes führten vor, wie das Spiel hätte anders laufen können - doch sie waren an diesem Tag im Osten der Republik nicht in der Lage dazu, im richtigen Moment das Richtige zu tun. So gab es die erste Bundesliga-Niederlage in Leipzig überhaupt, zuvor hatte es drei Unentschieden gegeben, 1993 zunächst beim VfB und dann zweimal beim so genannten Rasenballsport.
In Leipzig kamen einige Faktoren zusammen, die auch bei den ersten beiden Saison-Pleiten entscheidend waren: Wie beim 1:3 in Freiburg gab es ein viel zu frühes Gegentor, das dem Gegner entgegenkam. Dass auch das 0:2 zu einem psychologisch wie sportlich denkbar ungünstigen Zeitpunkt passierte, kam hinzu.
Entscheidender aber war, dass wie beim 2:4 in Berlin deutlich wurde, dass das 4-3-3-System einer extrem hohen Laufarbeit bedarf, um zu 100 Prozent funktional zu sein. Fehlen ein paar Prozent, fällt der entscheidende Zugriff schwer. Ohne den Anlauf-Taktgeber Jonas Hofmann schafften es die Borussen zu selten, Leipzigs Spielaufbau schon weit in des Gegners Hälfte zu stören. So gab es zu wenig Druck auf die RB-Defensive, die vieles zu leicht wegverteidigen konnte.
Dass die Automatismen im Gladbacher Spiel nicht so klappten wie in den Wochen zuvor, hatte auch mit den erzwungenen Personalumstellungen zu tun, ein Gegner wie Leipzig ist dann in der Lage, das auszunutzen, vorne wie hinten. Dass Spiele wie dieses auch eine Standortbestimmung sind, hatte Trainer Dieter Hecking vorab angemerkt. Den Borussen nun wegen dieser Niederlage das Zeug zu einem Topmannschaft der Liga abzusprechen, wäre nicht okay. RB machte an diesem Tag einfach mehr richtig als die Gladbacher, deswegen gewann es das Treffen der Spitzenteam-Anwärter. Borussia machte es gut, aber nicht gut genug. Die entscheidenden Situationen gingen an den Gegner.
Bislang waren die Borussen in dieser Saison gut darin, Rückschläge schnell aufzuarbeiten und richtig darauf zu reagieren. Darauf wird es auch jetzt ankommen. Bis zum nächsten Spiel gegen Stuttgart am Sonntag ist genug Zeit, gerade die defensiven Abläufe nochmal zu schärfen. Auch das Hofmann-lose Anlaufen kann verbessert werden, sofern der Marathon-Mann weiter ausfällt.
Hecking sagt, dass nichts Siege ersetze. Im Umkehrschluss ist jede Niederlage ein Rückschlag, auch wenn für Spiele bei RB Leipzig nicht zwingend Punkte eingeplant werden sollten. Dass Borussia jeden Gegner besiegen kann, wenn alles passt, hat sie bewiesen. Aber eine Garantie gibt es eben nicht. Die Lehre von Leipzig: Erfolg ist kein Selbstläufer in Gladbach.
KARSTEN KELLERMANN
Hatte keine gefährliche Szene, bemühte sich aber im Zusammenspiel mit seinen Nebenleuten. Scheiterte wie der Rest an der RB-Defensive. Note 4 Lars Stindl Hatte in der ersten Halbzeit zwei gute Chancen, scheiterte aber beide Male an Gulacsi. Traf in der zweiten Hälfte mit einer abgefälschten Flanke das Lattenkreuz. Kassierte nach einem Foul gegen Demme die Gelbe Karte. Note 3 Thorgan Hazard Nicht so auffällig wie sonst, Borussias Topscorer gelang nicht viel. Bereitete die erste Chance von Stindl gut vor, verbuchte nach der Pause noch einen gefährlichen Distanzschuss. Note 3 Ibrahima Traoré, Michael Cuisance und Raffael konnten sich als Joker nicht entscheidend in Szene setzen. Alle ohne Note