Rheinische Post Viersen

Ein großes Herz für Rock’n’Roll

Radiomoder­atorin Stefanie Tücking ist in der Nacht zu Samstag mit 56 Jahren gestorben.

- VON TATJANA BOJIC

BADEN-BADEN (dpa) Zwei Jahre lang war Stefanie Tücking Mitte der 80er Jahre das Gesicht von „Formel Eins“. Die ARD-Kult-Musiksendu­ng machte die junge Moderatori­n mit der rauchig-heiseren, unverwechs­elbaren Stimme damals bundesweit bekannt. Radio, Rockmusik und Tiere zählten zu den größten Leidenscha­ften ihres Lebens. Rund 30 Jahre lang moderierte Tücking bei der Popwelle SWR3. In der Nacht zum Samstag starb die „coole Rocklady“plötzlich im Alter von 56 Jahren in Baden-Baden. Über die Todesursac­he wurde nichts bekannt.

„Formel Eins“war eine wöchentlic­he Musikvideo­sendung – damals die einzige in den bundesdeut­schen Medien, die aktuelle Videoclips präsentier­te. Sie wurde von 1983 bis 1990 mit 307 Folgen zunächst in den dritten Programmen der ARD ausgestrah­lt. 1987 erhielt die damals 24-jährige Tücking die Goldene Kamera für ihre Moderation dieser Musikshow.

Tücking war jedoch auch in anderen Fernsehpro­duktionen zu sehen – auch mit Reise-, Freizeit- und Sport-Themen. Auf den Bühnen der größten Festivals in Deutschlan­d moderierte die ausgewiese­ne Musikexper­tin, so auch beim SWR3 New Pop Festival oder bei Rock am Ring. „Stefanie hat Generation­en von Menschen die Musik nahe gebracht und das seit 30 Jahren“, sagte SWR3-Programmch­ef Thomas Jung. „Kumpeltyp, coole Rocklady, absolute Powerfrau, unprätenti­ös, keinerlei Starallüre­n. Das war Stefanie“, sagte Jung.

Wie reich an Erlebnisse­n, Eindrücken, Leidenscha­ft und Liebe für Tiere und Natur Tückings Leben war, konnte die Öffentlich­keit zeitweise auch in ihrem Blog verfolgen. Dort beschrieb sie viele komische Szenen ihres Alltags, an denen häufig ihre zwei Hunde beteiligt waren. Einer davon hieß Bowie, nach der Rocklegend­e David Bowie. Bilder von zerfressen­en Reisepässe­n, Stiefeln und Videos von Ausflügen in die Natur kommentier­te Tücking so wortgewand­t-charmant, dass auch derjenige, der sie nicht kannte, ahnt, wie viel Humor und Herzenswär­me sie besessen haben muss. Früher waren Pferde ihre große Leidenscha­ft, mit ihrer Cousine hatte sie sogar einen Hof.

Steffi Tücking wuchs in Kaiserslau­tern auf, machte dort Abitur. Diese Zeit beschrieb sie in ihrem Blog so: „Dann in die Welt gerannt und über das Kabelferns­ehen zur Musiksendu­ng Formel 1 gekommen. Das war der Wendepunkt, da war klar: Elektrotec­hnik und Kaiserslau­tern haben mich gesehen.“

Auf der Homepage des SWR wurde ein Kondolenzb­uch eingericht­et. „Wir können es nicht fassen. Steffi, oder die Tück, wie viele von uns sie genannt haben, wird nicht mehr auf ihre ganz eigene Art in die Redaktion kommen: Türe mit Schwung auf, entschloss­ener Schritt – und da war die Tück. Sie war wirklich da. Ein direkter, ehrlicher Mensch. Wer mit Steffi zu tun hatte, wusste, woran er war. Sie war die mit der klaren Meinung“, schrieb der SWR. Auch auf der Facebook-Seite des SWR3 meldeten sich Tausende Fans zu Wort. „Danke für deine Stimme“und: „Mach’s gut, Steffi, und danke dafür, dass du da warst.“

 ?? FOTO: SWR/OBS ?? Stefanie Tücking wurde in den 80ern als Moderation der Musiksendu­ng „Formel 1“bundesweit bekannt.
FOTO: SWR/OBS Stefanie Tücking wurde in den 80ern als Moderation der Musiksendu­ng „Formel 1“bundesweit bekannt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany