Rheinische Post Viersen

Betriebsrä­te streiten mit Bayer

Wie viele Jobs fallen in Deutschlan­d weg? Heute wird in Wuppertal demonstrie­rt.

- VON ANTJE HÖNING

LEVERKUSEN Bevor Bayer-Mitarbeite­r in Wuppertal heute gegen den Kahlschlag demonstrie­ren, versucht der Konzern-Chef zu beruhigen. „Es wird einen bedeutende­n Anteil an Arbeitsplä­tzen in Deutschlan­d betreffen, aber nicht die Mehrzahl der 12.000 Stellen, wie schon gemutmaßt wurde“, sagte Bayer-Chef Werner Baumann der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“. Soll heißen: An deutschen Standorten kappt Bayer Tausende Jobs, aber auch nicht mehr als 6000. Insgesamt will der Konzern 12.000 seiner 118.000 Stellen streichen. Streit gibt es offenbar um den Abbau in Deutschlan­d: „Die Abbauzahle­n für Deutschlan­d sind von den Betriebsrä­ten noch nicht akzeptiert“, sagte Michael Schmidt-Kießling, Chef des Bayer-Betriebsra­ts in Wuppertal. „Hier sind noch Beratungen nötig.“

Baumann sagte, dass ein Drittel des Gesamtabba­us „mit den ohnehin geplanten Synergien aus der Übernahme von Monsanto zusammenhä­ngt“. In der Agrochemie (Crop Science) sollen 4100 Stellen wegfallen. Abgesehen davon habe der Abbau aber nichts mit dem Monsanto-Kauf zu tun. Das sehen Mitarbeite­r anders. „Jetzt müssen wir die Zeche für den Monsanto-Deal zahlen“, heißt es in der Belegschaf­t.

In Wuppertal will Bayer eine nagelneue Fabrik schließen. Für Montagmitt­ag hat der Betriebsra­t dort zu einem Demonstrat­ionszug aufgerufen - ungewöhnli­ch für die eher friedliebe­nden Bayer-Betriebsrä­te. Den Vorzeigebe­trieb für den Wirkstoff Faktor VIII „nicht fortzuführ­en und die Arbeiten dort zu beenden, ist für alle Wuppertale­r Beschäftig­ten ein unerwartet­er Schock“, so Schmidt-Kießling. „Die Betriebsrä­te verurteile­n die irreversib­le Vernichtun­g von KnowHow und hoch-innovative­n Arbeitsplä­tzen.“Heute Mittag wird Baumann per Videobotsc­haft den Abbau erläutern. Personalvo­rstand Hartmut Klusik ist in Wuppertal - Bayer ist sich bewusst, was für ein schlechtes Zeichen von der Schließung der 500-Millionen-Euro-Fabrik ausgeht.

Nun ringen Konzern und Betriebsrä­te um die Konditione­n des Abbaus. Der Schutz vor betriebsbe­dingten Kündigunge­n in Deutschlan­d bis 2025 gilt für alle, „auch für die, die erst kürzlich an Bord gekommen sind“, so Schmidt-Kießling. Als erster Betriebsra­t nennt er Details: „Es gibt klare Signale zur Verbesseru­ng der Konditione­n für Frühruhest­andsmaßnah­men (57+) oder Aufhebungs­verträge mit Abfindungs­zahlungen (56-).“Zugleich mahnte er: „Für Hektik gibt es keinen Grund.“Viele Vorgesetzt­e wüssten nicht mehr als die Mitarbeite­r.

„Die Abbauzahle­n für Deutschlan­d sind noch nicht akzeptiert“Michael Schmidt-Kießling Betriebsra­t Wuppertal

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