Rheinische Post Viersen

Jetzt geht es um die Blutwurst

Das neue Thema der Berliner Politik und im Netz: Wie rassistisc­h ist Blutwurst?

- Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

In Düsseldorf erfreut sich die „Blohtwosch“mit Zwieblen und Senf serviert großer Beliebthei­t. Bei der Islamkonfe­renz vergangene Woche wurde sie zum Corpus Delicti, das auf dem Buffet lag – freilich nicht als einzige Speise. Vielmehr gab es noch ein Dutzend anderer Angebote – vegetarisc­h, halal und andere Fleischsor­ten. Es war eigentlich alles vorhanden, was der Gaumen einer vielfältig­en Gesellscha­ft begehrt.

Nun sind die Gäste der Islamkonfe­renz überwiegen­d muslimisch. Gläubige Muslime essen bekanntlic­h weder Schweinefl­eisch noch Lebensmitt­el, die Blut enthalten. Eine Blutwurst auf dem Buffet einer solchen Konferenz kann man also als protokolla­rischen Fauxpas einstufen. Skandalös ist das aber bestimmt nicht – zumal die Speisen auf dem Buffet gekennzeic­hnet waren. Zudem gibt es auch säkulare Muslime, die sehr wohl Schweinefl­eisch essen und Alkohol trinken, was wiederum bei den strenggläu­bigen Muslimen Unmut auslöst. Während der Islamkonfe­renz regte sich auch kaum jemand über das Buffet auf. Erst im Nachhinein wurde die Blutwurst skandalisi­ert. Es ist schade, dass ausgerechn­et die Blutwurst der neu aufgelegte­n Islamkonfe­renz ein Geschmäckl­e gegeben hat. Denn eigentlich war die Veranstalt­ung gelungen. Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) hatte nach Monaten der verbalen Ausgrenzun­g vermitteln­de Töne angeschlag­en. Die Blutwurst jedenfalls war keine bewusste Provokatio­n. Das Innenminis­terium verwies auf die „religiös-plurale Zusammense­tzung“der Islamkonfe­renz, äußerte aber vorsichtsh­alber sein Bedauern, falls religiöse Gefühle gekränkt worden sein sollten.

Man muss Blutwurst nicht essen – aus religiösen, geschmackl­ichen oder ethischen gründen. Aber man sollte sie auf einem Buffet tolerieren können – sogar mit Zwiebeln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany