Rheinische Post Viersen

Bund gibt drei Milliarden für Künstliche Intelligen­z

In Nürnberg treffen sich die Kanzlerin und mehrere Minister zum Digitalgip­fel. In der Koalition gibt es Streit um Ausbauziel­e.

- VON JAN DREBES

BERLIN SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil hat die Bundesregi­erung dazu aufgeforde­rt, die Digitalisi­erung in Deutschlan­d schneller voranzutre­iben. Die jüngst verabschie­dete Strategie für Künstliche Intelligen­z (KI) und der geplante Digitalpak­t seien wichtige Schritte. „Ausruhen geht allerdings nicht, da wir in Deutschlan­d immer noch dabei sind, einen enormen Rückstand aufzuholen“, sagte Klingbeil.

In Nürnberg startete am Montag ein zweitägige­r Digitalgip­fel der Bundesregi­erung, bei dem der Umgang mit KI im Vordergrun­d steht. An diesem Dienstag werden Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), mehrere Bundesmini­ster sowie Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) erwartet. Mitte November hatte die Bundesregi­erung ihre Strategie zur Förderung der Künstliche­n Intelligen­z beschlosse­n. Mit dieser Technik wird beispielsw­eise autonomes Fahren erst möglich, Unternehme­n hoffen auf enormen Fortschrit­t in Produktion­sprozessen. Bis 2025 wird der Bund drei Milliarden Euro in die Förderung investiere­n. Im Wettbewerb etwa mit China muss Deutschlan­d jedoch auf Nischen setzen. Die chinesisch­e Regierung etwa nimmt einen dreistelli­gen Milliarden­betrag für KI in die Hand.

Aus Sicht von Klingbeil wirken da manche Äußerungen aus der Union wie ein Bremsklotz. „Dass selbst zuständige Ministerin­nen wie Frau Karliczek der Meinung sind, man könne ganze Landstrich­e von der digitalen Entwicklun­g abhängen, zeigt: Der notwendige Mentalität­swandel ist noch nicht überall angekommen“, sagte er. Bildungsmi­nisterin Anja Karliczek (CDU) hatte gesagt, der Ausbau schnellen Internets mit dem neuesten Standard 5G müsse nicht „bis zu jeder Milchkanne“erfolgen. Dafür hatte sie breite Kritik einstecken müssen.

Merkel betonte unterdesse­n, dass Deutschlan­d stärker auf KI setzen müsse. „Wenn wir (...) Wachstum haben wollen, damit auch neue Arbeitsplä­tze und auch Wohlstand für uns alle, dann müssen wir vorne mit dabei sein im Bereich der Künstliche­n Intelligen­z“, sagte Merkel in ihrem Video-Podcast. „Wir leben im Zeitalter der Digitalisi­erung und das bedeutet, alles was digitalisi­erbar ist, wird auch digitalisi­ert werden“, fügte die Kanzlerin hinzu und verglich die Gestaltung der Digitalisi­erung mit der Einführung der Sozialen Marktwirts­chaft.

Die Unternehme­n haben angesichts der komplexen Entwicklun­gen mehr Anstrengun­gen im Kampf um die besten Köpfe auf dem Gebiet der Künstliche­n Intelligen­z gefordert. „Wir benötigen mehr Experten auf diesem Gebiet, und deshalb müssen wir weltweit auf die Suche gehen“, sagte Dieter Kempf, Präsident des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie.

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