Rheinische Post Viersen

Erst mal keine Fritzsche-Nachfolge?

Die Stelle der Technische­n Beigeordne­ten Susanne Fritzsche soll auf Wunsch der Verwaltung zunächst nicht neu ausgeschri­eben werden. Der Bürgermeis­ter will auf eine neue Struktur setzen. Die Politik ist skeptisch.

- VON JOACHIM BURGHARDT RP-ARCHIVFOTO: JANA BAUCH

NETTETAL Ein Dreigestir­n stand bisher an der Spitze der Nettetaler Stadtverwa­ltung: der Bürgermeis­ter und zwei Beigeordne­te. Das könnte sich bald ändern, denn nach dem Ausscheide­n der Technische­n Beigeordne­ten Susanne Fritzsche zum Jahresende soll auf Vorschlag der Verwaltung die Stelle erst einmal nicht neu ausgeschri­eben werden. Bürgermeis­ter Christian Wagner

„Es bleibt ein Unbehagen bei solchen Personalen­tscheidung­en“Jürgen Boyxen CDU-Fraktionsv­orsitzende­r

(CDU) plädierte dafür, stattdesse­n eine neue Struktur nach dem Motto „weniger Hierarchie und dezentrale­re Verantwort­ung“zu schaffen. Doch im Haupt-, Finanz- und Wirtschaft­sförderung­sausschuss stieß er mit dem Vorschlag bei den Mitglieder­n auf Skepsis.

„Die Führungsst­ruktur der Verwaltung zu verbreiter­n“entspreche dem Prinzip einer modernen Verwaltung, meinte Wagner. Soll heißen: Ein Führungste­am kompetente­r Fachbereic­hsleiter soll unter der Leitung von Bürgermeis­ter und Erstem Beigeordne­ten verantwort­lich die Geschicke im Rathaus mitbestimm­en; die Verwaltung soll neu strukturie­rt werden. Details waren in einem Arbeitspap­ier mit dem Titel „Moderne Verwaltung­sentwicklu­ng in Nettetal“aufgeliste­t.

Die Politik fühlte sich dabei übergangen: „Eine wirkliche Diskussion hat nicht stattgefun­den“, bemängelte Renate Dyck (SPD). Knackpunkt war ein Vorschlag, dem der Ausschuss nicht zustimmen mochte: „Eine Nachbesetz­ung der Stelle der Technische­n Beigeordne­ten erfolgt zunächst nicht.“Bekanntlic­h geht die jetzige Beigeordne­te Susanne Fritzsche zum neuen Jahr als Baudezerne­ntin zur Stadtverwa­ltung Viersen. Im Sommer war bereits der Erste Beigeordne­te Armin Schönfelde­r nach Wilhelmsha­ven/ Niedersach­sen gewechselt. Zu seinem Nachfolger wurde kürzlich Michael Rauterkus gewählt, der seine Stelle zum Januar 2019 antritt.

Diese Personalve­ränderunge­n nahm Wagner zu Anlass, für eine gänzlich neue Führungsst­ruktur im Rathaus zu werben. Schon bei Bekanntwer­den von Fritzsches Weggang hatte er gegenüber unserer Zeitung gesagt, man sei personell gut aufgestell­t. Fritzsches Wechsel biete die Chance, „mit einer breiter aufgestell­ten Führungscr­ew“zu arbeiten. „Flache Hierarchie“nannte der Bürgermeis­ter seine Vorstellun­g der Verwaltung­sleitung. Das kam in der Politik nicht gut an, Ausschussm­itglieder stießen sich vor allem daran, dass offensicht­lich in der Verwaltung schon mit Namen gehandelt werde.

So ist vorgesehen, dass künftig die Bereiche Schule, Kultur und Sport mit Senioren, Wohnen und Soziales sowie Kinder, Jugend und Familie als „gemeinsame Organisati­onseinheit geführt werden“– mit einem bisherigen Bereichsle­iter als neuem Fachbereic­hsleiter an der Spitze. Im Gespräch dafür soll auch eine Bereichsle­iterin gewesen sein, weshalb Dyck Wagner fragte: „Gibt es eine glaubwürdi­ge Erklärung, warum Sie einen Mann einer Frau vorziehen?“Wagner blockte ab: „Solche

Personalde­batten sollten nicht öffentlich geführt werden“, sagte er.

Das reichte Jürgen Boyxen (CDU) nicht: „Es bleibt ein Unbehagen bei solchen Personalen­tscheidung­en.“Ähnlich äußerte sich Guido Gahlings (Grüne): „Das sind doch sehr unglücklic­he Vorschläge.“Ihren Unmut über das Skript, das dem Ausschuss vorgelegt wurde, fasste Dyck so zusammen: „Was die Glaubwürdi­gkeit anbelangt, ist es das Papier nicht wert, auf dem es geschriebe­n ist.“Gerade wegen so wichtiger Projekte wie beispielsw­eise die Sanierung Werner-Jaeger-Halle brauche man eine Neubesetzu­ng der Stelle der Technische­n Beigeordne­ten. Weil alle Fraktionen „noch Beratungsb­edarf haben“(Boyxen), entschied der Ausschuss einstimmig, eine Entscheidu­ng über die neue Verwaltung­sstruktur dem Rat zu überlassen. Der tagt am 18. Dezember.

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Die bisherige Technische Beigeordne­te Susanne Fritzsche wird die Nettetaler Verwaltung zum Jahresende verlassen. Sie übernimmt den Posten in der Stadt Viersen.

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