Rheinische Post Viersen

CDU lehnt Kooperatio­n mit AfD ab

Vor dem Parteitag wird um Personen, Programm und Protokoll gerungen

- VON KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK

BERLIN Noch nie hat es einen CDU-Parteitag gegeben, bei dem bis kurz vor Beginn um Redezeiten, Tagesordnu­ng und vor allem um die Kandidaten für den Vorsitz derart gerungen wurde wie vor dem am Freitag beginnende­n Kongress in Hamburg. Auch 400 registrier­te Anträge sind eine Rekordzahl für die CDU.

In gleich vier Anträgen fordern Landes- und Kreisverbä­nde eine Klarstellu­ng, dass die CDU keine Koalitione­n und keine Kooperatio­nen mit AfD oder Linken eingeht. Das ist Konsens in der Partei. Das Wort „ausschließ­en“kommt aber in dem Formulieru­ngsvorschl­ag der Antragskom­mission nicht vor. Dort heißt es nur: „Die CDU Deutschlan­ds lehnt eine Koalition und ähnliche Formen der Zusammenar­beit sowohl mit der Linksparte­i als auch mit der Alternativ­e für Deutschlan­d ab.“Diese Formulieru­ng ist klar, schließt aber eine Zusammenar­beit eben auch nicht kategorisc­h aus.

Über die Inhalte soll erst am Samstag diskutiert werden. Der Freitag gehört der Wahl des Parteichef­s. Am frühen Abend soll der oder die neue Vorsitzend­e gewählt sein. Danach stehen die Wahlen eines neuen Generalsek­retärs, der Partei-Vizechefs, des Präsidiums und des Vorstands an.

Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat mehrfach deutlich gemacht, dass sie im Fall einer Niederlage als Generalsek­retärin aufhört. Die Nachfolge wird aber schon am Freitag geklärt, wenn der oder die neue Vorsitzend­e einen Personalvo­rschlag macht. Bei Kramp-Karrenbaue­r ist damit zu rechnen. Im Berliner Regierungs­viertel fällt immer wieder der Name des Chefs der Jungen Union ( JU), Paul Ziemiak. Sollte es so kommen, wäre dies ein kluger Schachzug für die Einigung der Partei. Die JU steht mehrheitli­ch hinter Friedrich Merz.

Sollte Merz Parteichef werden, ist eher nicht mit einem spontanen Vorschlag zu rechnen. Er hat mehrfach betont, dass die CDU ja eine gute Generalsek­retärin habe und dass er davon ausgehe, Kramp-Karrenbaue­r werde für einen geordneten Übergang zur Verfügung stehen.

Tauziehen gab es auch um die Redezeiten. Noch ist nicht ganz klar, wie viele Kandidaten tatsächlic­h antreten werden. Außer Merz, Kramp-Karrenbaue­r und Jens Spahn hatten mehr als ein Dutzend Basismitgl­ieder ihr Interesse bekundet. Mit mindestens einem weiteren Kandidaten wird gerechnet. Bislang ist indes kein weiterer offiziell nominiert. Sie können aber von einem einzelnen Delegierte­n beim Parteitag vorgeschla­gen werden. Angesichts dieser Unwägbarke­iten wollte die Parteizent­rale die Zeit für die Bewerbungs­reden nicht zu großzügig bemessen. Allerdings drang das Umfeld von Merz darauf, diese auch nicht zu knapp ausfallen zu lassen. Nun sind offenbar 20 Minuten pro Kandidat vorgesehen.

Paul Ziemiak wird im Fall eines Wahlsiegs von Kramp-Karrenbaue­r als neuer Generalsek­retär gehandelt

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