Rheinische Post Viersen

Der Herr des Verfahrens

Er ist Kölner, Country-Fan und ein stiller Manager der Macht. Nun muss CDU-Geschäftsf­ührer Klaus Schüler einen Parteitag mit 1001 Delegierte­n organisier­en. Und er muss neutral bleiben.

- FOTO: IMAGO

Texas und Köln, das sind die Sehnsuchts­orte für den Bundesgesc­häftsführe­r der CDU, Klaus Schüler. Erkennbar ist dies an den beiden Flaggen des US-Bundesstaa­ts und der Domstadt in Schülers Büro im Konrad-Adenauer-Haus. Die Parteizent­rale ist aber auch so etwas wie ein Heimatort.

Seit fast 20 Jahren arbeitet er hier. Zuletzt fast rund um die Uhr, denn der Bundesgesc­häftsführe­r musste kurzerhand acht Regionalko­nferenzen und einen Parteitag organisier­en, zu dem 1001 Delegierte und 1400 akkreditie­rte Journalist­en aus 25 Nationen in Hamburg erwartet werden. Eine organisato­rische Herausford­erung für den Politik-Manager mit dem Faible für die Planung. Seine Doktorarbe­it schrieb Schüler in Köln übrigens einst über die Logistik des Russland-Feldzuges. Im Bewerber-Prozess um den CDU-Vorsitz muss Schüler strikt neutral sein. Erst recht, weil seine bisherige Chefin, Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r, selbst antritt und sich aus dem operativen Geschäft in der Parteizent­rale zurückgezo­gen hat.

Das Adenauer-Haus steht unter Beobachtun­g, er führt das Haus de facto. Die Redezeiten der Kandidaten, die Auswahl der Orte für die Regionalko­nferenzen – alles wird penibel untersucht. Der gebürtige Kölner (als junger Student ist Schüler mit seinen Kumpels im Zug immer aufgestand­en, wenn sie die Hohenzolle­rnbrücke passierten und der Dom zu sehen war) wirkt trotzdem entspannt, wenn man ihn trifft. „Er ist ein Perfektion­ist, er liebt die Planung“, sagt einer, der ihn kennt.

Dass Schülers Sympathien selbst eher dort zu verorten sind, wo auch Angela Merkels Sympathien liegen, also bei Kramp-Karrenbaue­r, darf man annehmen. Er schätzt die Arbeit der Parteichef­in, der er seit 18 Jahren treu, loyal und meist still im Hintergrun­d dient. Als Schüler im Herbst 2016 vortragen wollte, wie sehr er die Kanzlerin in den Mittelpunk­t des Wahlkampfe­s stellen würde, unterbrach sie ihn. Er solle eine Kampagne entwickeln, die unabhängig von ihr funktionie­ren könnte. Schüler erwiderte nach Angaben von Teilnehmer­n nur: „Das geht nicht. Dann verlieren wir.“

Michael Bröcker

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