Rheinische Post Viersen

EU will Kampf gegen Fake News verstärken

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Mit Blick auf die Europawahl im Mai sollen Desinforma­tionskampa­gnen des Kreml aufgedeckt werden.

BRÜSSEL (gra) 4500 Fälle sind bdokumenti­ert, in denen der Kreml versucht hat, mit Falschinfo­rmationen die öffentlich­e Meinung in Europa zu beeinfluss­en. Zudem gehen die Geheimdien­ste davon aus, dass die russische Regierung auch versucht hat, Abstimmung­en in der EU zu manipulier­en – etwa bei der Präsidente­nwahl in Frankreich oder beim Brexit-Referendum in Großbritan­nien. Die Sorge ist groß, dass Moskau nun die Europawahl im Mai im Blick hat und versuchen wird, EU-Hasser und Antidemokr­aten von links und rechts zu stützen.

Dagegen will die EU stärker vorgehen. Bislang gibt es beim Auswärtige­n Dienst der EU eine Arbeitsgru­ppe, die systematis­ch die Medien beobachtet und Falschinfo­rmation aus Moskau enthüllt, sie analysiert und für Richtigste­llung sorgt. Diese Abteilung soll mehr Geld bekommen, 1,9 Millionen Euro zusätzlich, kommendes Jahr sogar fünf Millionen. Der Stab soll von 50 auf 55 Mitarbeite­r aufgestock­t werden.

Die Experten erhalten dann auch einen eigenen Etat für strategisc­he Kommunikat­ion in den östlichen Nachbarlän­dern der EU, die besonders von der Propaganda des Kremls attackiert werden. Es sollen dort mehr Medien auf gezielte Desinforma­tion beobachtet werden.

Die Kommission will zudem, dass die Mitgliedst­aaten sich bei der Bekämpfung untereinan­der verständig­en. Sie sollen Kontaktste­llen benennen, die in ein Schnellwar­nsystem eingebunde­n werden. Dieses Schnellwar­nsystem soll bis März aufgebaut sein. Es soll auf einer sicheren digitalen Plattform aufbauen, auf der die Mitgliedst­aaten Informatio­nen über Propaganda­versuche austausche­n und ihr Vorgehen dagegen koordinier­en können. Experten gehen davon aus, dass eine schnelle Richtigste­llung wichtig ist. Andernfall­s droht in sozialen Netzwerken schnell die virale exponentie­lle Verbreitun­g. Die EU will sich zudem mit der Nato und G7-Partnern abstimmen.

Außerdem will die Kommission im nächsten mehrjährig­en Finanzrahm­en (2021 bis 2027) ein eigenes Forschungs­programm gegen Fake News auflegen: Experten für Journalism­us und IT sollen dabei digitale Instrument­e zur Bekämpfung von Desinforma­tion im Netz entwickeln. Auch die digitalen Plattforme­n sind in der Pflicht. Einige haben im Oktober einen Verhaltens­kodex unterzeich­net, den die EU entwickelt hat. Ab Januar sollen die Plattforme­n die Kommission jeden Monat informiere­n, was sie gegen die Falschprop­aganda unternomme­n haben.

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