Rheinische Post Viersen

Bayer will mehr Dividende zahlen

Auf dem Investoren­tag legt Bayer-Chef Baumann die Latte höher: Weniger Mitarbeite­r sollen mehr Umsatz machen, der Gewinn soll in drei Jahren um fast ein Drittel steigen. So soll der Kursverfal­l gestoppt werden.

- VON ANTJE HÖNING

LONDON Des einen Leid soll des anderen Freud werden: Bayers Job-Kahlschlag soll helfen, die Gewinne kräftig zu erhöhen. „Wir werden erhebliche­n Wert schaffen, indem wir durch Innovation­skraft wachsen und die Ertragskra­ft steigern“, kündigte Bayer-Chef Werner Baumann am Mittwoch beim Investoren­tag in London an. Der Gewinn vor Steuern (Ebitda) soll von gut elf Milliarden auf rund 16 Milliarden Euro 2030 steigen. Das wäre eine Steigerung von mehr als einem Drittel. Die Gewinnmarg­e (Verhältnis von Gewinn zu Umsatz) soll von 26 auf mehr als 30 Prozent zulegen.

Die Aktionäre nahmen die ehrgeizige­n Pläne freundlich auf. Die Aktie legte zeitweise um drei Prozent auf 66 Euro zu. Damit liegt sie aber immer noch weit unter dem Kurs von 2015, als Bayer bei 144 Euro der wertvollst­e deutsche Konzern war. Bei der Ankündigun­g des Monsanto-Deals stand die Aktie bei rund 90 Euro. Baumann zeigte Verständni­s für den Ärger der Anleger: Ihre Enttäuschu­ng sei seine Enttäuschu­ng.

Nun legt der Krefelder die Latte für das Jahr 2022 in allen Divisionen hoch, bisweilen sogar sehr hoch. Bei Pharmaceut­icals (verschreib­ungspflich­tige Arzneien wie Xarelto oder Nexavar) soll die Gewinnmarg­e auf mehr als 35 Prozent steigen. Hier hat Bayer vorige Woche den Abbau von 900 Stellen in der Forschung und die Schließung des Wuppertale­s Werks zur Herstellun­g des Blutermedi­kaments Faktor VIII (350 Stellen) angekündig­t. Baumann unterstric­h in London, dass man verstärkt auf externe Forschung und Kooperatio­nen setzen wolle.

Die Agrochemie-Division Crop Science, die durch den Monsanto-Deal das zweite Standbein des Konzerns geworden ist, soll ihre Marge von 23 auf über 30 Prozent erhöhen. Hier will Bayer 4100 Stellen streichen, um die Synergien aus der Übernahme einzufahre­n. Der Abbau werde vor allem die USA treffen, heißt es in Konzernkre­isen. Auch hier will Bayer „verstärkt auf externe Innovation­en zugreifen“.

Die Division Consumer Health (rezeptfrei­en Arzneien wie Aspirin und Bepanthen) bleibt das Schlusslic­ht im Konzern. Aber auch hier soll die Gewinnmarg­e auf 24 Prozent steigen. Hier will Bayer 1100 Stellen abbauen und sich von den Marken Dr. Scholl’s (Fußpflege) und Coppertone (Sonnenschu­tz) trennen. Zudem soll der neue Chef mit einer neuen Vertriebss­trategie den Gewinnabst­urz der vergangene­n Quartale stoppen.

Damit Bayer am Kapitalmar­kt wieder attraktive­r wird, soll die Dividende steigen. Für dieses Jahr erwarten Analysten eine stabile Dividende von 2,80 Euro. Zusätzlich­en Cash Flow und die Erlöse aus den Verkäufen wolle Bayer „unter anderem dafür einsetzen, weiter die Dividende zu erhöhen“, erklärte der Konzern. „Darüber hinaus prüfen wir die Option, einen erhebliche­n Teil der Erlöse für Aktienrück­käufe einzusetze­n“, sagte Finanzvors­tand Wolfgang Nickl. Aktienrück­käufe sollen dabei helfen, den Kurs anzuheben.

Ein Teil soll auch zum Abbau von Schulden genutzt werden. Sie liegen 2019 noch bei 36 Milliarden Euro und sollen bis 2022 auf bis zu 26 Milliarden fallen. Bayer hat den US-Konzern Monsanto für stolze 59 Milliarden Euro erworben – der teuerste Kauf eines deutschen Konzerns aller Zeiten. Damit hat Baumann bei Bayer alles auf eine Karte gesetzt. „Die Aktie ist stark unter Druck geraten, ein Übernahmek­andidat ist Bayer dennoch nicht“, hatte Analyst Sven Diermeier bereits im Vorfeld gesagt. „Wer will sich schon das Monsanto-Risiko und die hohe Verschuldu­ng ins Haus holen?“Erst in einigen Jahren werde sich zeigen, ob die Übernahme von Monsanto ein Fehler war.

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