Rheinische Post Viersen

Der Brexit plagt die Premier League

Wie wirkt sich der EU-Austritt auf Englands Fußball aus? Diese Frage beschäftig­t auch Champions-League-Teilnehmer.

- VON PHILIP DETHLEFS

LONDON (dpa) Rund vier Monate vor dem geplanten EU-Austritt Großbritan­niens herrscht Unruhe im englischen Fußball. Es gibt Unklarheit darüber, wie es nach dem 29. März 2019 weitergeht. „Nach zweieinhal­b Jahren weiß ich immer noch nicht, ob es gut oder schlecht wird“, sagte Trainer Mauricio Pochettino vom Londoner Fußballclu­b Tottenham Hotspur. Die Folgen für die Premier League sind schwer abzusehen. Aber Pochettino und andere Verantwort­liche befürchten, dass es nach dem Brexit schwierige­r wird, Spieler aus dem Ausland zu verpflicht­en.

Damit könnte auch die internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit in Gefahr geraten. Derzeit kann jeder Fußballer aus einem EU-Land uneingesch­ränkt für jeden Premier-League-Club spielen. Für die Verpflicht­ung von Spielern, die aus Ländern außerhalb der Europäisch­en Union stammen, gelten hingegen strenge Auflagen. Für eine Arbeitserl­aubnis braucht der Spieler die Zustimmung des nationalen Fußballver­bands FA.

Voraussetz­ung für diese Arbeitserl­aubnis ist, dass der Profi – vereinfach­t gesagt – ein etablierte­r Nationalsp­ieler ist. Die FA orientiert sich bezüglich der Einsatzzei­ten an der Fifa-Rangliste der Nationalte­ams. Von einem Profi Venezuelas, das Platz 29 belegt, werden danach mehr Einsätze verlangt als von einem Spieler Brasiliens, das derzeit Dritter der Weltrangli­ste ist. Dieselben Regeln könnten in Zukunft für alle nicht-britischen Profis gelten.

Schon im vergangene­n Jahr forderten die Klubbesitz­er die britische Regierung auf, den Fußballwet­tbewerb vor drohendem Schaden zu bewahren. „Es muss eine vernünftig­e Basis geben, auf der Weltklasse-Spieler in die Premier League kommen, aber nicht Legionäre, die junge englische Talente verdrängen“, sagte FA-Präsident Greg Clarke im vergangene­n Jahr. Clarke hofft, dass die englische Nationalma­nnschaft profitiert, wenn langfristi­g weniger mittelmäßi­ge Spieler nach England kommen.

Finanziell schwächer gestellte Vereine wie etwa Huddersfie­ld Town mit dem deutschen Trainer David Wagner müssten sich umstellen. Den Terriers war 2017 mit mehreren früheren deutschen Zweitliga-Profis der Aufstieg und im ersten Jahr Premier League der Klassenerh­alt gelungen. Dass Leistungst­räger wie Christophe­r Schindler oder Chris Löwe nach den in Zukunft drohenden Regelungen eine Arbeitserl­aubnis bekommen hätten, darf bezweifelt werden. Dasselbe gilt für einige der Spieler, die 2016 mit Leicester City die Meistersch­aft feierten, darunter der heutige französisc­he Weltmeiste­r N‘Golo Kanté (FC Chelsea).

„Das Ende der Bewegungsf­reiheit macht es sehr viel schwierige­r, talentiert­e Spieler zu holen“, fürchtet Mike Garlick, Präsident des FC Burnley. „Es droht, die wachsende

Ungleichhe­it in unserer höchsten Spielklass­e noch zu verschlimm­ern.“Laut Garlick sei es aufgrund der Verluste des britischen Pfunds gegenüber dem Euro, hervorgeru­fen durch die Brexit-Unsicherhe­it, schon jetzt schwerer geworden, Spieler zu verpflicht­en.

Trainer Jürgen Klopp vom FC Liverpool hatte im Frühjahr im „Guardian“seine Hoffnung auf ein zweites Brexit-Referendum geäußert. „Lasst und das noch mal durchdenke­n“, sagte er. Ähnlich klang das jetzt bei Pochettino. „Wenn die Politiker merken, dass es hart und schlecht für England wird, warum drehen wir nicht um?“, sagte er. „Ansonsten ist es so, als würde man nicht bremsen, obwohl man kurz davor ist, einen Autounfall zu verursache­n.“

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FOTO: DPA Ausländisc­he Arbeitskrä­fte: Manchester Citys Pep Guardiola (r.) und Mauricio Pochettino, Coach von Tottenham, stehen in England an der Seitenlini­e.

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