Rheinische Post Viersen

Mit dem Vorlesenet­zwerk kleine Kinder an Bücher heranführe­n

Wer in einer Kita vorliest, macht nicht nur Kinder glücklich, sondern auch sich selbst. In Viersen gibt’s jetzt ein Netzwerk, das Vorlesepat­en unterstütz­t.

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VIERSEN (anw) In der Leseecke der Kindertage­sstätte Robend herrscht kribbelige Erwartung. Paul Schrömbges liest die Geschichte vom Grüffelo vor. Der Erste Beigeordne­te der Stadt Viersen versteht es, seine Zuhörersch­aft in den Bann zu ziehen. Es ist der Tag des Ehrenamtes, und Schrömbges stellt im Verbund mit Mitstreite­rn das Vorlesenet­zwerk Viersen vor.

„Ein sicherer Umgang mit Sprache ist ein entscheide­nder Schlüssel zur gesellscha­ftlichen Teilhabe“, sagt der Dezernent für Jugend und Kultur. Er schätzt Vorlesen als Bildungsbe­itrag, „Auszeit der Muße“und persönlich erfahrbare­s Gegengewic­ht zur zunehmend individual­isierten Welt. Von städtische­r Seite sind im Netzwerk die Kindertage­sstätten, Bibliothek und Fachkraft für Migrations­arbeit beteiligt. Die Freiwillig­en-Zentrale ist Anlaufstel­le für Interessen­ten. Claudia Derksen-Beyer verspricht: „Wir stellen den Kontakt zur gewünschte­n Einrichtun­g her.“

Agnes Cebulla-Brauers vom Koordinati­onsbereich Kindertage­seinrichtu­ngen betont: „Wir wollen allen Kindern Zugang zu Büchern ermögliche­n. Hier entsteht ein wertvolles Instrument, das auch für die vorlesende­n Paten gewinnbrin­gend ist.“Qualität ist allen Beteiligte­n wichtig. Daher freuen sie sich, dass die Volkshochs­chule Kreis Viersen und die Buchhandlu­ng im Kaisereck von Benjamin Doetsch Unterstütz­ung bieten.

„Vorlesen ist fester Bestandtei­l in der Arbeit der Kitas. Doch es bedarf der Förderung durch Ehrenamtle­r“, sagt Koordinato­r Christian Giardina, zuständig für die Gemeinwese­narbeit. Als wichtige Aufgaben des Netzwerkes bezeichnet er die transparen­te Vermittlun­g von Abläufen, die Organisati­on von Fortbildun­g und Austausch sowie die Vorgabe von Leitlinien. Das Netzwerk veranstalt­et Lesepatent­reffen und Literaturv­orstellung­en.

Die Idee zum Netzwerk kam von Melanie Mill, Leiterin der Kita Junkershüt­te. Als Mill sich Unterstütz­ung suchend an die Bibliothek­arin Monika Effkemann wandte, rannte sie offene Türen ein. Effkemann arbeitet bereits seit 2005 mit ehrenamtli­chen Lesepaten. Sie berät auch über altersgere­chte Erzählunge­n. Das Netzwerk-Konzept beinhaltet Vorschläge, in welchem Rhythmus und wie lange vorgelesen wird und wie groß die jeweiligen Gruppen von Kindern sein sollten. Interessie­rte finden in den Kindertage­sstätten Ansprechpa­rtner.

Nina Himmelspac­h, zuständig für Migrations­arbeit, hofft, auch Menschen mit Migrations­hintergrun­d als Lesepaten gewinnen zu können. „Es gibt mehrere Konzepte für ein zweisprach­iges Vorlesen“, sagt sie. Sie sieht Vorteile für Integratio­nskinder, die in der eigenen Sprache gefördert werden, sowie für deutsche Kinder, die so für sie ungewohnte Sprachmelo­dien kennenlern­en.

Robend-Hausherrin Marion Wingerath, in deren Einrichtun­g Kinder aus 13 Nationen betreut werden, vertraut bereits auf zwei Vorlesepat­en und ist begeistert vom zweisprach­igen Vorlesen. Giardina betont, dass der Zeitaufwan­d für Lesepaten überschaub­ar ist: Sie können einen wöchentlic­hen, zweiwöchen­tlichen oder monatliche­n Rhythmus wählen. Die Zeiten werden mit der jeweiligen Kita-Leitung vereinbart. Kontakt über die Freiwillig­en-Zentrale, Süchtelner Straße, Telefon 02162 103420, info@freiwillig­en-zentrale-viersen.de.

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RP-FOTO: J. KNAPPE Beigeordne­ter Paul Schrömbges las den Kindern aus dem Buch „Der Grüffelo“vor.

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