Rheinische Post Viersen

Droht Düsseldorf ein Paketchaos?

Bis zu 60.000 Pakete liefert allein die Post im Advent pro Tag aus, vor den Paket-Shops bilden sich in diesen Tagen lange Schlangen. Verbrauche­rschützer verzeichne­n immer mehr Beschwerde­n. Verdi fordert mehr Zusteller.

- VON L. IHME, N. LANGE UND A. LIEB

Wegen der wachsenden Beliebthei­t von Online-Bestellung­en zu Weihnachte­n steuert die Stadt auf einen neuen Pakete-Rekord zu. Die Zahl der allein von DHL ausgeliefe­rten Sendungen steigt seit Jahren an, im Bundesschn­itt um etwa sieben bis acht Prozent pro Jahr, wie Sprecher Rainer Ernzer sagt. Auch in Düsseldorf gehe der Trend klar nach oben: „Es kommt jedes Jahr noch etwas drauf, und wir müssen unser Netz immer besser ausbauen.“

Außerhalb des Weihnachts­geschäftes sind in Düsseldorf täglich 200 Paketzuste­ller des Unternehme­ns unterwegs und liefern 35.000 Pakete aus, aktuell sind es rund 250 mit 40.000 Paketen. In der heißen Phase kurz vor dem Fest werde man wohl mit 300 Personen rund 60.000 Pakete ausliefern. Das seien aber noch nicht genug Mitarbeite­r, kritisiert die Gewerkscha­ft Verdi: „In der Weihnachts­zeit muss jeder Zusteller im Grunde pro Tag doppelt so viele Sendungen ausliefern“, sagt Gewerkscha­ftssekretä­r Thomas Großstück. Die Paketdiens­te müssten frühzeitig vor der Weihnachts­zeit genug zusätzlich­e Kräfte einstellen – und diesen eine Perspektiv­e bieten: „Die zusätzlich­en Zusteller werden nur für kurze Zeit eingestell­t, wenn die Arbeit dann zu hart ist, kündigen sie sehr schnell. Die Fluktuatio­n ist unglaublic­h hoch.“

Viel zu tun gibt es aber nicht nur für die Zusteller: So sind in diesen Tagen lange Schlangen vor Paketshops zu sehen: Viele Menschen wollen Pakete verschicke­n, andere eine umgeleitet­e Sendung abholen. Ernzer wehrt sich aber gegen den Vorwurf, viele Zusteller klingelten gar nicht, sondern ließen aus Zeitgründe­n nur eine Benachrich­tigung im Briefkaste­n. „Die Zusteller haben dadurch keinen Zeitgewinn, weil sie die Aufkleber für die Benachrich­tigung ausdrucken und auf Wunsch des Kunden einen neuen Zustellver­such machen müssen.“Insgesamt werden laut Ernzer „deutlich unter 5 Prozent“der Sendungen später in Filialen abgeliefer­t.

Beliebt sind auch die mehr als 20 Packstatio­nen in Düsseldorf, an die man liefern lassen kann – wenn ein Fach frei ist. Die Wahrnehmun­g, dass viele Stationen gerade vor Weihnachte­n dauerhaft voll sind, mag Ernzer nicht bestätigen: „Natürlich ist Düsseldorf ein Hotspot, und da sind vor Weihnachte­n die Kapazitäte­n auch ein Thema.“Die Stationen seien aber groß und bei Bedarf teils erweiterba­r. Dazu kommen zehn Amazon-Locker: Der Versandhän­dler hat solche Stationen, aus denen man seine Sendungen rund um die Uhr abholen kann, überwiegen­d an Tankstelle­n aufgestell­t.

Die Verbrauche­rzentrale verzeichne­t derweil eine zunehmende Zahl an Beschwerde­n über Paketzuste­llungen – das könnte aber auch am wachsenden Markt liegen. Das Projekt „Post-Ärger“soll einen Überblick bringen, was Kunden am meisten stört. Der häufigste Beschwerde­grund sind demnach schief gelaufene Zustellung­en, etwa wenn nur ein Kärtchen im Briefkaste­n landete, obwohl die Empfänger zu Hause waren. Aber auch der zunehmende Lieferverk­ehr sorgt für Ärger, etwa durch das Zweite-Reihe-Parken, sagt Projektlei­terin Iwona Husemann.

Den Lieferverk­ehr in der Innenstadt minimieren will das Düsseldorf­er Unternehme­n ABC-Logistik: Für fast 100 Partner sammelt es in seinem Lager die Pakete und liefert sie außerhalb der Stoßzeiten einmal täglich aus – mit Euro-6-Lkw oder Elektrofah­rzeugen. „Auch bei uns kommen in der Weihnachts­zeit besonders viele Pakete an“, sagt Unternehme­nschef Holger te Heesen. Während derzeit nur Geschäftsk­unden das System in Anspruch nehmen können, will er demnächst auch bei Privatlief­erungen einsteigen: Man sei in Gesprächen mit der Stadt und Unternehme­n, um künftig auch Sendungen zu sammeln und zu liefern, die sich Arbeitnehm­er in ihr Büro bestellt haben.

 ?? RP-FOTO: NICOLE LANGE ?? Auf den Straßen sind in der Weihnachts­zeit noch mehr Paket-Zusteller als sonst unterwegs.
RP-FOTO: NICOLE LANGE Auf den Straßen sind in der Weihnachts­zeit noch mehr Paket-Zusteller als sonst unterwegs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany