Rheinische Post Viersen

FDP verlangt Diesel-Garantie

Der Bundesvors­itzende der Liberalen, Christian Lindner, schlägt einen Entschädig­ungsfonds zur Sicherung der Mobilitäts- und Eigentumsr­echte von Dieselfahr­ern vor.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Weil die bisherigen Dieselgipf­el die Welle der gerichtlic­h verfügten Fahrverbot­e in Deutschlan­d nicht haben aufhalten können, fordert FDP-Chef Christian Lindner von der Bundesregi­erung neue Maßnahmen zum Schutz von Dieselfahr­ern ein. „Wir schlagen einen Sechs-Punkte-Plan für eine Diesel-Garantie und zur Sicherung der Mobilitäts- und Eigentumsr­echte von Dieselfahr­ern vor“, heißt es in dem zweiseitig­en Positionsp­apier, das unserer Redaktion vorliegt.

Wegen zu hoher Stickstoff­dioxid-Werte in der Luft, für die ältere Dieselfahr­zeuge verantwort­lich gemacht werden, haben die Gerichte Fahrverbot­e in etlichen deutschen Städten angeordnet. Gegen entspreche­nde Urteile für Köln und Bonn legte die NRW-Landesregi­erung am Mittwoch Berufung ein.

Ungeachtet des offenen Ausgangs der noch anhängigen Verfahren ruinieren die erfolgten und absehbaren Fahrverbot­e den Wert der betroffene­n 1,3 Millionen deutschen Dieselfahr­zeuge. Marktbeoba­chter schätzen den aktuellen Wertverlus­t auf 50 Prozent. Das will die FDP nicht akzeptiere­n: „Nicht nur die Spareinlag­en, auch rechtmäßig erworbene und vom Staat zugelassen­e Fahrzeuge müssen sicher sein vor staatliche­n Eingriffen“, heißt es in dem Lindner-Papier.

Konkret schlägt der FDP-Chef ein Moratorium zur Aussetzung der EU-Luftqualit­ätsrichtli­nie vor. Auch weil die älteren Diesel ohnehin fortlaufen­d vom Markt verschwänd­en, würden die Grenzwerte in den meisten Städten ohne Eingriffe in den kommenden ein bis zwei Jahren unterschri­tten, so Lindner. Zudem will er sämtliche Luft-Messwerte und auch deren Interpreta­tion auf den Prüfstand gestellt wissen.

Mit Blick auf die Entschädig­ungszahlun­gen an US-Kunden fordert der FDP-Chef: „Die deutschen Dieselkund­en dürfen nicht schlechter­gestellt werden als die Kunden im Ausland.“Deshalb sollen Hersteller, die manipulier­te Diesel in Deutschlan­d verkauft haben, in einen nationalen Diesel-Fonds einzahlen müssen, in den auch die bereits verhängten Strafzahlu­ngen der Unternehme­n fließen sollen. „Aus diesem Fonds sollen die Dieselfahr­er den Wertverlus­t ihrer Fahrzeuge kompensier­en und wenn möglich und gewollt Nachrüstun­gen finanziere­n können“, so Lindner. Eine internatio­nale Enquete-Kommission soll außerdem die Schadstoff-Grenzwerte an neueste wissenscha­ftliche Erkenntnis­se anpassen. Ein Sprecher des Bundesverk­ehrsminist­eriums wollte die vorgeschla­genen Maßnahmen nicht kommentier­en. Der Chef der Deutschen Umwelthilf­e (DUH), Jürgen Resch, sprach sich ebenfalls für eine Überprüfun­g der Grenzwerte aus. „Das wird aber eher zu einer Verschärfu­ng führen“, so Resch. Der Fraktionsv­ize der SPD im Bundestag, Sören Bartol, sagte zu Lindners Forderung nach einer Diesel-Garantie: „Es ist Aufgabe der Konzernvor­stände, ihren Kundinnen und Kunden zu garantiere­n, dass diese mit den verkauften Fahrzeugen überall in Deutschlan­d hinfahren können.“Ein Moratorium für Grenzwerte sende „das falsche Signal, dass die Hersteller machen können, was sie wollen“.

Ähnlich äußerte sich die nordrhein-westfälisc­he Umweltmini­sterin Ursula Heinen-Esser (CDU): „Ich halte es nicht für sinnvoll, an den Grenzwerte­n zu rütteln.“Heinen-Esser tritt für eine zügige Nachrüstun­g der betroffene­n Dieselfahr­zeuge auf Kosten der Hersteller ein. „Dadurch würde sich die Luftqualit­ät massiv verbessern“, sagte die Ministerin.

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