Rheinische Post Viersen

Zweifel an Brand-Version in JVA

Die Opposition fordert Aufklärung im Fall des irrtümlich inhaftiert­en Syrers.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Im Fall des unschuldig inhaftiert­en Syrers, der in seiner Zelle in der Justizvoll­zugsanstal­t ( JVA) Kleve verbrannte, sieht die Opposition neue Ungereimth­eiten. „Es gibt keine Stelle in der Geschichte von Amed A., die stimmig ist“, sagte Stefan Engstfeld, rechtspoli­tischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, mit Blick auf ein Gutachten, das vom ARD/WDR-Magazin „Monitor“in Auftrag gegeben wurde.

Darin ziehen Brandschut­z-Experten in Zweifel, dass sich der Brand so ereignete, wie es die Justizbehö­rden nach ihren bisherigen Erkenntnis­sen schildern. „Der Brand ist so, wie er von der Staatsanwa­ltschaft beschriebe­n wird, nicht möglich“, wird in dem TV-Bericht der Experte Korbinian Pasedag vom Institut für Brand- und Löschforsc­hung zitiert. Für den SPD-Innenexper­ten Sven Wolf unterstrei­cht dieses Gutachten, dass lückenlose Aufklärung dringend geboten ist: „Ansonsten werden sich Verschwöru­ngstheorie­n verbreiten“, so Wolf.

Der Düsseldorf­er Landtag hatte sich in der vergangene­n Woche auf Antrag der Opposition auf einen Untersuchu­ngsausschu­ss verständig­t, der die Vorgänge um den Tod des Syrers aufklären soll. Amed A. war mit einem straffälli­gen Mann aus Mali verwechsel­t worden, obwohl weder Fingerabdr­ücke, Name, Hautfarbe oder Nationalit­ät übereinsti­mmten. In dem Bericht von Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) heißt es, der Brand sei wenige Minuten nach 19 Uhr entzündet worden. Als Amed A. die Rufanlage um 19:19 Uhr ausgelöst habe, hat es demnach bereits circa 15 Minuten bei geschlosse­nem Fenster gebrannt. Dies sei nicht plausibel, sagen die von „Monitor“befragten Experten: Bei einem derart starken Brand sei es sehr schwer nachvollzi­ehbar, dass die Person nach einer Viertelstu­nde noch so weit handlungsf­ähig war. „Ich würde eher erwarten, dass die Person dann längst bewusstlos ist“, sagte demnach der Frankfurte­r Rechtsmedi­ziner Marcel A. Verhoff. Das Justizmini­sterium wollte sich nicht äußern und verwies auf die laufenden Ermittlung­en.

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