Rheinische Post Viersen

Ein Gewinner steht fest: die CDU

- VON MICHAEL BRÖCKER

Der künftige Regierungs­chef der Bundesrepu­blik Deutschlan­d wird Annegret Kramp-Karrenbaue­r oder Friedrich Merz heißen (oder vielleicht Robert Habeck, wenn sich aus dem grünen Wirbelwind der vergangene­n Monate ein echter politische­r Klimawande­l ergibt). Das also ahnen wir am Tag eines historisch­en Parteitags. Und sonst?

Nun, nach dem Kandidaten-Rennen steht ein Gewinner fest: die CDU. Der Wettbewerb hat die als Kanzlerwah­lverein verschrien­e Partei revitalisi­ert. Selten wurde so offen und intensiv über Rente und Pflege, Steuern und Soziales, Migration und Integratio­n diskutiert. Die Regionalko­nferenzen waren eine Selbstfind­ungsmissio­n für die christlich-demokratis­che Seele. Dies werden die Mitglieder auch bei künftigen Entscheidu­ngen verlangen.

Zweitens. Eine Kampfkandi­datur ist kein Affront gegen Parteifreu­nde, sondern ein legitimes Mittel im demokratis­chen Auswahlpro­zess. Mit Merz, Kramp-Karrenbaue­r und Spahn haben die CDU-Delegierte­n drei engagierte, eloquente und leidenscha­ftliche Christdemo­kraten erlebt. Sie demonstrie­rten die Breite der Partei. Das tat der Partei gut. Dass sich jetzt einige darüber aufregen, dass sich prominente­Vertreter für ihren Liebling ausspreche­n, ist lächerlich. Warum sollte das Präsidiums­mitglied Wolfgang Schäuble nicht sagen dürfen, wen er aus welchen Gründen am geeignetst­en hält? Von einem Dammbruch zu sprechen, ist unnötig, zumal sich vorher schon Ministerpr­äsidenten ähnlich äußerten. Jeder und jede Delegierte kann weiter frei und geheim entscheide­n. atürlich ist die Wahl des neuen CDU-Chefs (Chefin) auch eine Richtungse­ntscheidun­g zwischen einem etwas konservati­veren Kurs in migrations- und wirtschaft­spolitisch­en Fragen und einer kritischer­en Bilanz der Ära Merkel (Merz) und einem sozialpoli­tisch eher linken Kurs mit einem etwas größeren Verständni­s für den großkoalit­ionären Konsens (Kramp-Karrenbaue­r). Auch das ist legitim. Eine bevorstehe­nde Spaltung der Partei, die einige CDU-Funktionär­e nun herbeirede­n, lässt sich nicht erkennen. Kramp-Karrenbaue­r will Flüchtling­e nach Syrien abschieben, Merz war schon Verfechter des Mindestloh­ns. Kramp-Karrenbaue­r ist gegen die Homo-Ehe, Merz für eine europäisch­e Arbeitslos­enversiche­rung. Rechter Hardliner gegen linke Moderatori­n? Das ist Unsinn! Vielleicht sollten manche, auch die Regierungs­chefs in der Kieler und Düsseldorf­er Staatskanz­lei, die Links-Rechts-Schubladen wieder in den Schrank schieben. Merz und Kramp-Karrenbaue­r werden beide ein Interesse daran haben, die Regierung (und damit Merkel) zu stabilisie­ren. Krampfhaft herbeigefü­hrte Neuwahlen lehnen die Wähler ab. Und Jens Spahn? Der ist auch ein Gewinner, selbst wenn er verliert. Er präsentier­te sich und seine Themen als christdemo­kratische Alternativ­e für morgen. Er kämpfte und blieb fair. Er bleibt Minister. Und er hat Zeit.

BERICHT DIE CDU ARBEITET AN DER ERNEUERUNG, POLITIK

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