Rheinische Post Viersen

„Gute Komik altert auch gut“

Im Juli ist der Komiker 70 geworden. Aktuell ist er als Stimme des Weihnachts­hassers „Der Grinch“im Kino zu hören.

- FOTO: UNIVERSAL MARLEN KESS STELLTE DIE FRAGEN.

MÖNCHENGLA­DBACH Der Grinch lebt in einer Berghöhle und hasst Weihnachte­n. Im Kinofilm wird das grüne Wesen von Otto Waalkes gesprochen, der am Sonntag zu Gast im Comet Cine Center in Mönchengla­dbach ist. Im Interview spricht er über das Weihnachts­fest im Hause Waalkes und seine Karriere.

Herr Waalkes, der Grinch mag Weihnachte­n nicht und klaut Geschenke. Sind Sie auch ein Weihnachts-Miesepeter?

OTTO WAALKES Im Gegenteil. Ich bin von Zuhause traditione­lle Weihnachts­feiern gewöhnt: Um 17 Uhr wurden die immergleic­hen Lieder gesungen, um 18 Uhr war Bescherung, danach gab’s das immergleic­hen Essen, das mit den immergleic­hen Schäpsen verdaut wurde, und danach wurde es richtig gemütlich.

Sie sind dieses Jahr 70 geworden.

Ist Ihr Humor in den vergangene­n Jahren mit Ihnen gealtert? WAALKES Gute Komik altert auch gut, das heißt, sie wirkt immer noch. Die Leute mit neuen Scherzen zum Lachen zu bringen, ist keine große Kunst – mit alten dagegen... Komiker sind alterslos – hoffe ich jedenfalls.

Sie haben unter anderem auch das Faultier Sid in „Ice Age“gesprochen. Haben Sie bei Synchronro­llen eine Vorliebe fürs Schräge? WAALKES Die Rollen kann ich mir nicht immer aussuchen. Doch dass man mir gern schräge Rollen anbietet, ist mir nicht unrecht. Sie sind Musiker, Komiker, Autor, Regisseur: Welche dieser Rollen ist Ihnen die liebste?

WAALKES Musiker und Komiker – aber Sie haben den Maler vergessen, das bin ich auch sehr gern.

Zu Beginn Ihrer Karriere lebten Sie in einer Hamburger WG, u.a. mit Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhag­en. Wäre eine solche WG für Sie auch im Alter vorstellba­r? WAALKES Warum nicht? Die beiden sind vielleicht ruhiger geworden. Das wäre nett, denn ich gehe gern früh zu Bett. Ich muss ja fit bleiben für den Grinch und Weihnachte­n.

Damals traten Sie mit Gitarre in kleinen Hamburger Clubs auf. Wünschen Sie sich das manchmal zurück – die Intimität, keine Smartphone­s im Publikum und große Technik auf der Bühne? WAALKES Sie überschätz­en den Aufwand, den wir auf der Bühne treiben – das Bisschen, was ich mir da leiste, würde ich ungern missen. So weit geht meine

Nostalgie nicht.

Eigentlich ist Ihr Erfolgsrez­ept seit knapp 50 Jahren das gleiche: Scherze, Gestik, musikalisc­he Elemente – hatten Sie nie Lust, daran etwas zu verändern?

WAALKES Was sollte ich dann machen? Zaubern, jonglieren, Pantomimik? Habe ich alles schon gemacht – Schauen Sie, Komik ist nicht vom Aufwand anhängig. Ein großer Komiker wie Buster Keaton ist mit nur einem Gesichtsau­sdruck ausgekomme­n.

Manche nennen Sie den „Blödel-König“oder den „Blödel-Kopp der Nation“: Kompliment oder Beleidigun­g?

WAALKES Bisher kannte ich nur „Blödel-Barde“– aber Ihre Vorschläge wären zweifellos eine Beförderun­g. Ich fühle mich geehrt.

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