Rheinische Post Viersen

Bayer streicht in Wuppertal 750 Stellen

Zum Aus des Arznei-Werks in Wuppertal kommt der Abbau in der Forschung: Hier kappt Bayer 400 Jobs.

- VON ANTJE HÖNING

WUPPERTAL Der Jobabbau, den Bayer in der Pharmafors­chung plant, trifft vor allem Deutschlan­d: In Berlin sollen bis zum Jahr 2022 rund 650 der 5000 Stellen wegfallen, in Wuppertal bis zu 400. Das teilte Jörg Möller, Leiter der Pharma-Forschung, den Mitarbeite­rn am Donnerstag von Berlin aus per Videokonfe­renz mit. „Das ist ein schwerer Schlag“, sagte Michael Schmidt-Kießling, Betriebsra­t in Wuppertal, unserer Redaktion. Zugleich will Bayer 150 Stellen in der Forschung aufbauen, so dass der Konzern unterm Strich auf den Abbau von 900 Stellen in der Pharmafors­chung kommt. Diese Zahl hatte er vor einer Woche angekündig­t, die Verteilung auf Standorte wurde nun bekannt. Bayer will sich zu den Standort-Zahlen nicht äußern, betont aber, es werde bis 2025 keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n geben.

„Damit vernichtet Bayer ganz viel Know-How und hoch-innovative Arbeitsplä­tze, das ist der falsche Weg“, sagte Schmidt-Kießling. Zumal keiner garantiere­n könne, dass der geplante Einkauf von Innovation­en günstiger sein werde und zu besseren Ergebnisse­n führe.

In Wuppertal kommt die Streichung der 400 Stellen in der Forschung zur Streichung von 350 Stellen im Zusammenha­ng mit der Schließung des Faktor-VIII-Betriebs hinzu. Bayer will die Herstellun­g des Blutermedi­kaments in den USA konzentrie­ren. Damit fallen in Wuppertal insgesamt 750 der 3400 Arbeitsplä­tze weg. Die Streichung­en betreffen besonders das Werk in Wuppertal-Aprath, die Faktor-VIII-Fabrik im Tal soll eingemotte­t werden. „Wir akzeptiere­n diese Zahlen nicht und werden um jeden Arbeitspla­tz kämpfen“, sagte Schmidt-Kießling. So will der Betriebsra­t darauf drängen, mehr bei Sachkosten zu sparen.

Zur Übertragun­g der Möller-Rede waren rund 1000 Mitarbeite­r in der Bayer-Sporthalle in Wuppertal zusammenge­kommen. „Die Stimmung war äußerst bedrückt“, sagt ein Mitarbeite­r. Zumal Möller seine Zahlen auch kalt und empathielo­s vorgetrage­n habe. Das hätten andere Vorgesetzt­e besser gemacht. Aber auch in Berlin sei das Entsetzen groß: Hier würde manche Abteilung komplett geschlosse­n. In Berlin hat Bayer gut 5000 Mitarbeite­r, darunter sind viele, die einst mit Schering zu Bayer gekommen sind.

Der Stellenabb­au ist Teil des Programms „Superbowl“, mit dem Bayer die Pharmafors­chung effiziente­r machen will und über das schon lange beraten wird. Wo die Stellen in den anderen Divisionen wegfallen, soll bis März feststehen.

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FOTO: DPA Proteste gegen den Stellenabb­au bei Bayer in Wuppertal.

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