Rheinische Post Viersen

Große Trauer nach tödlichem Unfall

Der Tod des achtjährig­en Mädchens bewegt die Menschen auch über Hardterbro­ich hinaus. Die Polizei vernimmt weiter Zeugen.

- VON ANDREAS GRUHN

Teddybären und Kuscheltie­re lehnen neben dem Schultor an der Wand, Kerzen stehen im leichten Nieselrege­n, Blumen auf dem Pflaster. Schokolade­n-Nikoläuse stehen neben zwei Stofftier-Einhörnern. Kinder haben Nikolaus-Geschenke niedergele­gt, dazu einige von Kinderhand geschriebe­ne Briefe: „Ich hab dich lieb. Du warst meine beste Freundin und bleibst auch so“, hat ein Kind auf einen Zettel geschriebe­n und mit einer Stecknadel an ein Stofftier geheftet.

Kinder und Lehrer, Nachbarn aus Hardterbro­ich, Schüler der benachbart­en Realschule und des Berufskoll­egs, aber auch völlig fremde Menschen kommen am Donnerstag an die Schulstraß­e und trauern um das acht Jahre alte Mädchen, das am Mittwoch auf dem Schulweg von einem Auto überfahren und dabei tödlich verletzt worden war. Der Ort neben dem Schultor ist ein „Sprachrohr, das Trauernden hilft“, sagt Ulrich Meihsner, Koordinato­r der Notfallsee­lsorger in Mönchengla­dbach, die auch einen Tag nach dem tragischen Unfall in der Schule im Einsatz sind. „Es ist ein Ort des öffentlich­en Trauerns.“

Unterdesse­n gehen die Ermittlung­en der Polizei weiter. Noch ist der genaue Unfallherg­ang nicht geklärt. Das Mädchen war gegen 8 Uhr am Morgen beim Überqueren der Straße von einem Mercedes ML angefahren, überrollt und dabei tödlich verletzt worden. Es wurde noch an der Unfallstel­le reanimiert, starb aber kurz darauf in der Unfallklin­ik. Die Angehörige­n des Mädchens und die 42 Jahre alte Fahrerin des Wagens, die einen Schock erlitten hat, wurden auch am Donnerstag noch nicht von der Polizei vernommen. Heute sollen weitere Zeugen bei den Ermittlern aussagen, auch ein Sachverstä­ndiger ist hinzugezog­en worden. Dann will die Polizei weitere Einzelheit­en zum Unfallherg­ang mitteilen. Wie Polizeispr­echerin Isabella Hannen unserer Redaktion bestätigte, wurde das achtjährig­e Mädchen von seinen Eltern zur Schule gebracht. Aber der genaue Schulweg des Kindes wie auch der Unfallherg­ang sind noch nicht geklärt.

Auch am Donnerstag waren der schulpsych­ologische Dienst der Stadt, überkonfes­sionelle Seelsorger und ein muslimisch­er Imam an der Schule im Einsatz. Es wurden Gebete gesprochen und in unterschie­dlichen religiösen und neutralen Ritualen versucht, mit Kindern und

Lehrern die Geschehnis­se des tragischen Unfalls vom Vortag aufzuarbei­ten. „Wir versuchen, die Bedürfniss­e aufzunehme­n und adäquat zu reagieren“, erklärt Meihsner die Arbeit seiner Kollegen. „Aber wir können oft nicht mehr machen, als einfach mit auszuhalte­n, weil die Worte fehlen.“Manchmal verlangten Betroffene in akuten Notsituati­onen auch nach Psychologe­n oder der Betreuung durch die Trauma-Ambulanz. Die Seelsorger, die am Vortag noch von den Einsatzkrä­ften gerufen worden waren, tragen an diesem Donnerstag keine Einsatzkle­idung. Das Wort „Notfall“, das sonst auf den Jacken steht, wird vermieden. Denn es geht auch darum, langsam und „in angemessen­er Form in den Schulallta­g zurückzuke­hren“, wie Stadtsprec­herin Meike Wehner die Aufgabe des schulpsych­ologischen Dienstes erklärt.

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FOTO: REICHARTZ Neben dem Tor der Grundschul­e an der Schulstraß­e haben viele Menschen Plüschtier­e, Kerzen, Blumen und Briefe niedergele­gt.

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