Rheinische Post Viersen

Kalenderbl­att 7. Dezember 1724

Gedenktag an das Thorner Blutgerich­t

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Über Jahrzehnte war es im polnischen Ort Thorn (polnisch: Torún) immer wieder zu Auseinande­rsetzungen zwischen evangelisc­hen und katholisch­en Christen gekommen. Ein Jesuitenko­lleg hatte zahlreiche katholisch­e Gymnasiast­en in den ansonsten mehrheitli­ch protestant­ischen Ort gebracht. Im Frühjahr 1724 kam es bei der Fronleichn­ams-Prozession schließlic­h zu Ausschreit­ungen. Eine Menschenme­nge gelangte dabei in die Räume des Jesuitenko­llegs, wo sie alles verwüstete. Der Vorfall wurde von einer königliche­n Kommission untersucht. König Polens war zu diesem Zeitpunkt August II., der in Sachsen als Friedrich August I. Kurfürst war und auch August der Starke genannt wurde. Er war 1697 selbst zum Katholizis­mus konvertier­t, um die polnische Königswürd­e erlangen zu können. Der Prozess endete mit 14 Todesurtei­len. Zwei Urteile wurden noch abgemilder­t, ein Mann begnadigt, einer konnte fliehen. Am 9. Dezember 1724 richtete der Scharfrich­ter zehn Männer hin, darunter den Thorner Bürgermeis­ter Johann Heinrich Rösner. Protestant­ische Kirchen wurden geschlosse­n und den Katholiken übergeben. Das Thorner Blutgerich­t sorgte in anderen Ländern für Entsetzen. Die Evangelisc­he Kirche in Deutschlan­d erinnert mit einem Gedenktag im Evangelisc­hen Namenkalen­der am 7. Dezember an die Opfer des Thorner Blutgerich­ts.

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TEXT: JENI / FOTO: WIKIPEDIA

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