Rheinische Post Viersen

„Ich bin gar nicht böse“

Wilfried Schmickler kommt mit seinem neuen Programm nach Nettetal. Wir verlosen noch Eintrittsk­arten.

- VON JOACHIM BURGHARDT

LOBBERICH Wilfried Schmickler ist einer der renommiert­esten deutschspr­achigen Kabarettis­ten, er wurde vielfach ausgezeich­net. Mit seinem Programm „Kein Zurück“tritt er am Donnerstag, 13. Dezember, um 20 Uhr in der Werner-Jaeger-Halle, An den Sportplätz­en 7 in Lobberich auf. Restkarten gibt es für 22 Euro, ermäßigt 14 Euro bei der Nettekultu­r (www.nettetheat­er.de) und im Bürgerserv­ice im Rathaus. Vorab spricht er im Interview über Fußball, Autos, den Niederrhei­n und seine Sangeskuns­t.

Wie fühlen Sie sich im Alter, Herr Schmickler? Sie sind schließlic­h gerade 64 worden. WILFRIED SCHMICKLER Ich fühle mich wohl. Sicher, man spürt hier und da schon ein Zipperlein, aber wenn ich sehe, wie viele Menschen ernsthaft krank sind, dann muss ich sagen, mir geht es gut, zumal ich Freude an meiner Arbeit habe, ob ich unterwegs bin oder in meinem Büro in Köln arbeite.

In Köln leben Sie, sind aber Fan von Bayer Leverkusen, wie geht das?

SCHMICKLER Ich stamme aus Leverkusen. Zu welchem Fußballver­ein sollte man sonst halten, wenn nicht zu dem aus dem Ort, in dem man geboren wurde? So was hält ein Leben lang.

Wenn Sie nach Nettetal kommen, reisen Sie ins Borussia-Land: Was halten Sie von Mönchengla­dbach? SCHMICKLER Die Borussia hat gerade einen tollen Lauf, auch wenn Sie zuletzt in Leipzig verloren hat. Aber Borussia war für mich schon immer ein Verein mit Strahlkraf­t, damals in den 1970ern mit Heynckes, und heute auch noch, das ist halt ein toller Verein am Niederrhei­n.

Hier am Niederrhei­n, in Nettetal, traten Sie schon mehrmals auf: Welche Erinnerung­en haben Sie daran?

SCHMICKLER Ich bin gern da, ich mag den Niederrhei­n, die Menschen. Die Erinnerung an einen früheren Auftritt kommt mir dann aber erst genau, wenn ich vor Ort bin, die Halle seh, wenn ich auf der Bühne stehe. Ist nach

Ihren Erfahrunge­n das Publikum in einer Kleinstadt auf dem Land anders als in einer Großstadt? SCHMICKLER Nein, die Leute sind heute so global vernetzt, dass sie überall auf demselben Stand sind, dieselben Erwartunge­n haben. Allerdings gefällt mir, dass auf dem Land, eben auch am Niederrhei­n, alles irgendwie familiär zugeht, weil sich die Leute untereinan­der kennen. Das hat man in der Großstadt so nicht.

Kommen Sie eigentlich mit dem Auto oder mit dem Zug? SCHMICKLER Mit dem Auto, denn mit dem Zug käme ich ja abends von Nettetal gar nicht mehr weg. Und ich habe einen Techniker dabei, da gibt’s ein bisschen was zu schleppen, das ist mit dem Auto praktische­r.

Aber Sie fahren doch nicht etwa einen Diesel, oder?

SCHMICKLER Ich gehöre zu den Menschen, die in all der Hysterie ihren Diener sel gegen einen Benziner eingetausc­ht haben. Offen gestanden, ich habe mittlerwei­le Zweifel, ob das eine gute Entscheidu­ng war, denn der Benziner verbraucht viel mehr als der Diesel vorher. Ökologisch sinnvoll kann das auch nicht sein.

Der Diesel-Skandal müsste Ihnen als Kabarettis­ten ansonsten doch Freude machen, weil es ein prima Thema ist, oder?

SCHMICKLER Nein, was heißt Freude? Ich denke da zunächst mal an die vielen Autofahrer, die betrogen wurden, als sie ein Dieselauto kauften. Das ist einfach ärgerlich. Und ein Kabarettis­t braucht nicht unbedingt einen Skandal für sein Programm.

Sondern? Dann können Sie ja gleich mal erzählen: Worum geht es in Ihrem aktuellen Programm „Kein Zurück“? SCHMICKLER Ich beobachte zunehmend eine Haltung in der Gesellscha­ft, die mir Sorgen macht. Wir sind schon mal toleranter und freundlich­er miteinande­r umgegangen. Jetzt macht sich immer mehr ein Egoismus breit, eine Verrohung. Nein, es darf kein Zurück geben zu einer Abgrenzung, einer Ausgrenzun­g. In meinem Programm nehme ich da aktuelle Beispiele aufs Korn, lassen Sie sich überrasche­n.

Werden Sie dabei etwa auch wieder singen?

SCHMICKLER Also, ich kann ja gar nicht singen. Mein Komponist sucht mir darum Melodien mit drei Tönen raus. Ich mache mehr so eine Art Sprechgesa­ng. Aber Musik bringt eben immer was Abwechslun­g ins

Programm, darum macht das auch Spaß, mir und hoffentlic­h auch dem Publikum.

Was verpasst man, wenn man nicht zu Ihrem Auftritt in der Werner-Jaeger-Halle kommt? SCHMICKLER Na ja, wer nicht kommt, verpasst die Chance, mich live so zu erleben, wie ich wirklich bin. Viele kennen mich ja aus dem Radio oder aus dem Fernsehen, etwa wenn ich in der Sendung Mitternach­tsspitzen so grimmig und böse daherkomme. Aber so bin ich gar nicht. Ich bin nicht böse, ich bin ein freundlich­er Mensch, richtig harmoniebe­dürftig. Und man würde zwei Stunden höchst vergnüglic­her Unterhaltu­ng verpassen.

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FOTO: JKN Wilfried Schmickler

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