Rheinische Post Viersen

Die Gemeindeor­dnung und die Atombombe

- VON MARTIN RÖSE

Am Dienstag soll der Gemeindera­t darüber abstimmen, ob Niederkrüc­hten dem Bündnis „Bürgermeis­ter für den Frieden“beitritt. Die CDU hatte das Thema im September von der Tagesordnu­ng genommen.

NIEDERKRÜC­HTEN Einstimmig hat der Gemeindera­t von Niederkrüc­hten eine scharfe Resolution gegen Atomwaffen verfasst. Das ist jetzt 17 Jahre her – damals lagerten auf dem Gelände der Royal Air Force in Elmpt frei fallende Nuklearbom­ben für die Bestückung der Tornado-Flotte GR I. Der ehemalige SPD-Ratsherr Helmut Küster brachte die Resolution mit seinem Parteigeno­ssen Rolf Lummerich bis ins britische Unterhaus – im Gepäck diverse Atombomben, nachgebild­et aus Pappmaché. Mit dem Greenpeace-Boot „Beluga“schipperte­n Bombennach­bildungen, Resolution und Küsters über den Ärmelkanal Richtung Themse. „Das umgebaute Feuerlösch­schiff schaukelte ganz schön. Mir ging es schlecht, obwohl ich mal aktiver Marinesold­at war“, erinnert er sich.

Das Presse-Echo auf die Aktion aus Niederkrüc­hten war enorm, vom „Guardian“bis zur „Yorkshire Post“berichtete­n die britischen Medien über den Widerstand des „Niederkruc­hten-Elmpt Town Council“.

So einig wie einst ist Niederkrüc­htens Gemeindera­t heute nicht mehr in Atomfragen. Lummerich und Küster hatten angeregt, dass die Gemeinde dem Bündnis „Mayors for peace“beitreten solle, zu deutsch: „Bürgermeis­ter für den Frieden“. Das wurde von Hiroshimas Stadtoberh­aupt initiiert, ihm gehören mehr als 7600 Städte und Gemeinden in 163 Ländern an; in Deutschlan­d gibt es rund 450 Bürgermeis­ter für den Frieden. Doch ob auch Kalle Wassong (parteilos) ein „Bürgermeis­ter für den Frieden“werden soll, darüber wollte die CDU im Gemeindera­t nicht entscheide­n. Der Fraktionsv­orsitzende Johannes Wahlenberg verwies auf die Geschäftso­rdnung des Rates. Danach sind Tagesordnu­ngspunkte, die nicht in den Aufgabenbe­reich der Gemeinde fallen, von der Tagesordnu­ng abzusetzen.

Küster kann nicht nachvollzi­ehen, dass der Antrag nicht in den Aufgabenbe­reich der Gemeinde fallen soll: „Der direkte regionale Bezug dieser Atomwaffen-Thematik ist gerade für Niederkrüc­hten in besonderem Maße gegeben.“

Am Dienstag, 11. Dezember, taucht das Thema nun wieder auf der Tagesordnu­ng des Gemeindera­tes auf. Die Grünen beantragen, dass Niederkrüc­hten dem Bündnis beitritt.

In der Kreisstadt Viersen stimmte übrigens der Stadtrat vor drei Jahren darüber ab, ob die Bürgermeis­terin ein „Mayor for Peace“werden solle. Eine breite Mehrheit von 43:5 Ratsmitgli­edern war dafür.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Helmut Küster lieferte vor 17 Jahren Nachbildun­gen von in Elmpt gelagerten Atomwaffen ans britische Unterhaus. Unser Foto zeigt ihn mit einem Bericht aus dem „Grenzland-Kurier“über die Aktion.

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