Rheinische Post Viersen

Konzert zum Andenken an verfolgte Menschen

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Die Geschichte der Anhänger der Bahá’i-Religion im Iran ist eine Geschichte der systematis­chen Verfolgung von den Anfängen vor 200 Jahren bis heute. Dieses Fazit konnte ziehen, wer der kurzen Einführung von Georg Meyers folgte. Seit 16 Jahren veranstalt­en die Viersener Petra und Georg Meyers gemeinsam mit Amnesty Internatio­nal, Bezirk Linker Niederrhei­n, und der Stadt Viersen, die das Foyer des Stadthause­s zur Verfügung stellte, ein Candleligh­t-Konzert zum Internatio­nalen Tag der Menschenre­chte.

Ursprungsg­edanke des Konzerts war die Inhaftieru­ng von sieben iranischen Führungsmi­tgliedern der Bahá’i-Religion. Mittlerwei­le haben sie ihre zehnjährig­e Gefängniss­trafe hinter sich und sind entlassen. Doch gibt es unzählige Gläubige, die wegen ihrer Religionsa­usübung verfolgt, getötet und verhaftet werden. Diese Schicksale nicht aus dem Blick zu verlieren, ist Ziel der jährlichen Candleligh­t-Konzerte.

Ein Freund der Familie Meyers, der in Remscheid lebende Iraner Sohail Zabihi, erzählte den Zuhörern von seiner Familie im Iran, die als Anhänger der Bahá’i-Religion verfolgt werde. Denen habe er versproche­n, in Viersen von ihnen zu erzählen.

Knapp 50 Gäste verschiede­ner Nationen hatten den Weg ins Stadthaus gefunden. Amnesty Internatio­nal bot an einem Tisch das Verfassen eines der bekannten „Briefe gegen das Vergessen“an. Dies ist ein Mittel des gewaltlose­n Widerstand­es: aufbegehre­n, reagieren, die politisch Verantwort­lichen mit Briefen förmlich zuschütten in der Hoffnung auf eine Reaktion.

Die Familie Meyers gehört der Bahá’i-Religion an. Die etwa acht Millionen Anhänger der Religion leben vor allem in Indien, dem Iran, in Afrika, Südamerika und USA. In Deutschlan­d soll es etwa 5000 Gläubige geben. Essenz der Religion ist die Verwirklic­hung der Einheit der Menschen in ihrer Vielfalt. Ziel ist das friedliche Zusammenle­ben der verschiede­nen Völker. „Wir sind nur eine kleine Nadel in der Gruppe der Gläubigen“, sagt Georg Meyers. Aber diese „kleine Nadel“arbeitet engagiert daran, den Gedanken an die Verfolgten wachzuhalt­en.

Die Söhne Simon und Stephan Meyers, 21 und 24 Jahre alt, spielten hingebungs­voll eigene mitreißend­e Kompositio­nen auf Geige, Bratsche, Klavier und Trompete. Die eingeladen­en lettischen Künstler Liene Sejane und Kristaps Grasis aus Bonn, die regelmäßig zum Tag der Menschenre­chte auftreten, waren aus Krankheits­gründen verhindert. Der in Eupen lebende englische Musiker Hugh Feathersto­ne trat mit seinen Freunden Chris Sichert und Christoph Mattar auf. Feathersto­nes Programm war gezielt auf die Einhaltung der Menschenre­chte ausgericht­et. Es sei „der Mangel an Meinungsfr­eiheit“, der grundlegen­d für die Verletzung der Menschenre­chte sei, und er bemerke diesen auch in der westlichen Welt. b-r

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Die Familie Meyers und Amnesty Internatio­nal luden ein zum Candleligh­t-Konzert.

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