Rheinische Post Viersen

„Königin der Lüfte“wird 50

1969 flog erstmals eine Boeing 747. Sie wurde zum dominieren­den Passagierf­lugzeug der Welt und veränderte auch die Lufthansa radikal.

- VON CHRISTIAN EBNER

FRANKFURT (dpa) Es ist nicht besonders höflich, eine Königin mit dem Namen eines Elefanten zu belegen. Gleichwohl schien den Zeitgenoss­en das neue Boeing-Flugzeug mit der Typ-Bezeichnun­g 747 so gigantisch, dass sich der Name „Jumbo“durchsetzt­e. Am 9. Februar 1969 hob der viermotori­ge Düsenjet vom Boeing-Werksgelän­de erstmals ab und kreiste eine gute Stunde über Seattle. Es folgten Jahrzehnte, in denen das riesige Flugzeug mit dem charakteri­stischen Buckel die Fliegerei zwischen den Kontinente­n beherrscht­e.

Bei den Piloten ist die Riesin äußerst beliebt. „Es ist das schönste Flugzeug der Welt, das sagen wir eigentlich alle“, sagt die Lufthansa-Kapitänin Barbara Kuhlenkamp, die mehr als 5000 Flugstunde­n in der Boeing verbracht hat. „Die 747 ist vor 50 Jahren konstruier­t worden, und die wesentlich­en Merkmale sind immer noch vorhanden. Das ist alles drei- und vierfach sicher ausgelegt, so dass man fliegen kann wie in Mutters Schoß.“

Dem Gründungsm­ythos zufolge dauerte die Entwicklun­g vom ersten Entwurf bis zum Erstflug nur knapp vier Jahre. Panam-Chef Juan Trippe hatte den US-Konzern gedrängt, ein Langstreck­enflugzeug zu bauen, das mehr als doppelt so groß sein sollte wie die bis dahin eingesetzt­e Boeing 707. Beteiligt waren rund 50.000 Boeing-Leute, die später als „Die Unglaublic­hen“bejubelt wurden.

Als besonders heikel hatte sich die Konstrukti­on der gigantisch­en Flügel mit einer Spannweite von fast 60 Metern erwiesen, und auch die Triebwerke schienen anfangs reichlich schwach, um ein Startgewic­ht von mehr als 330 Tonnen in die Luft zu heben. Je nach Bestuhlung konnte bereits die erste 747-100 zwischen 366 und 550 Passagiere befördern, später gab es sogar Versionen mit bis zu 660 Plätzen. Zum Vergleich: Die Boeing 707 bot zuvor nur für rund 150 Gäste Platz. Obwohl anfangs nur wenige Flughäfen überhaupt in der Lage waren, derart große Passagierg­ruppen gleichzeit­ig abzufertig­en, setzte sich der Großraumje­t schnell durch. Kaum eine Fluggesell­schaft mochte auf den Jumbo verzichten, der weit niedrigere Ticketprei­se ermöglicht­e als zuvor.

Neben viel Glamour ist der Jumbo mit einigen der schwersten Flugzeugun­fälle und Terrorakte im Luftverkeh­r verbunden. Über dem schottisch­en Lockerbie explodiert­e am 21. Dezember 1988 eine Bombe an Bord eines Panam-Jumbos, die die Terroriste­n in Frankfurt an Bord geschmugge­lt hatten. Der Explosion fielen 270 Menschen zum Opfer.

Inzwischen wird die 747 zum Auslaufmod­ell. In den Boeing-Büchern stehen nur 24 nicht abgearbeit­ete Aufträge. Wie der noch größere Airbus-Jet A380 entspricht die 747 nicht mehr den ökonomisch­en Anforderun­gen der Fluggesell­schaften, die auf den Langstreck­en lieber Zweistrahl­er wie die A350 oder die Boeing-Modelle 777 und 787 einsetzen.

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