Rheinische Post Viersen

Deutscher Nationalsp­ieler geht ins Risiko

Ronny Lindemann will den Anschluss an die internatio­nale Spitze im Dreiband-Billard schaffen. Dazu hat er auch seine berufliche Situation verändert. Das erhöht die Chancen auf eine deutsche Medaille bei der Team-WM in Viersen.

- VON DAVID BEINEKE

VIERSEN Auch wenn der Essener Martin Horn und der Wittener Ronny Lindemann in den beiden vergangene­n Jahren bei der Dreiband-Weltmeiste­rschaft für Nationalma­nnschaften in Viersen eine Medaille verpassten und Deutschlan­d schon seit vier Jahren vergeblich auf das nächste Edelmetall wartet, bei der 33. WM-Auflage vom 14. bis 17. März in der Festhalle stehen die Chancen auf einen deutschen Treppchenp­latz so gut wie lange nicht mehr. Denn die beiden deutschen Topspieler gehen unter viel besseren Voraussetz­ungen ins Rennen. Insbesonde­re Lindemann hat sein Leben so organisier­t, dass er sich stärker auf seinen Sport konzentrie­ren kann. Er wagte den Schritt ins kontrollie­rte Risiko.

„Mal gucken, wie weit ich komme. Ich will mich im Alter nicht darüber ärgern, dass ich es nicht versucht habe“, sagt der 38-Jährige, der in der Vergangenh­eit immer wegen seines Talents gelobt wurde und zur deutschen Spitze gehörte. Doch internatio­nal lief er der Musik hinterher, weil er im Gegensatz zu den Profis auf Sicherheit bedacht war und einem Beruf nachging. Das tut er zwar immer noch, doch als angestellt­er der Stadtwerke Witten einigte er sich mit seinem Arbeitgebe­r darauf, dass er nur sechs Monate im Jahr Vollzeit arbeitet und dafür das ganze Jahr wie eine Halbtagskr­aft bezahlt wird. Den dadurch gewonnenen zeitliche Freiraum will Lindemann nutzen, um sich auch internatio­nal nach vorne zu arbeiten.

„Stillstand ist keine Option“, betont der Wittener. Er eifert damit ein wenig seinem Nationalma­nnschaftsk­ollegen Martin Horn nach. Der ist zwar schon Ewigkeiten Profi, doch Horn zog sich viele Jahre aus dem Weltcup-Zirkus zurück und konzentrie­rte sich ganz auf den Ligenspiel­betrieb in Deutschlan­d und dem benachbart­en Ausland. Doch nicht zuletzt bei der WM in Viersen wurde deutlich, dass der Rückstand auf die internatio­nale Spitze stetig anwuchs. So kehrte der Essener schon 2016 vorsichtig auf die internatio­nale Bühne zurück, nach dem Tod seiner Eltern 2017 gab er noch mehr Gas. Lohn für die Anstrengun­gen war im Oktober 2018 der Weltcup-Sieg im französisc­hen La Baule, wo er Ausnahmekö­nner wie Torbjörn Blomdahl (Schweden), Marco Zanetti (Italien) und Frederic Caudron (Belgien) und Jae-Ho Cho (Südkorea) in Serie besiegte. Inzwischen steht er schon wieder auf Platz 26 der Weltrangli­ste.

Auch Lindemann will für Deutschlan­d verstärkt auf internatio­nalem Parkett antreten, um sich mit den

Besten der Welt zu messen. „Mittelfris­tig will ich in die Top 20 der Weltrangli­ste“, betont der Wittener. Das bringt den Vorteil mit sich, bei den Topturnier­en, wo es auch um hohe Preisgelde­r geht, gesetzt zu sein. Dass sich der stärkere Fokus auf den Sport schon auszahlt, zeigen die Ergebnisse im laufenden Ligenspiel­betrieb, wo Lindemann neben seinem Bundesliga-Engagement für den BCC Witten auch noch in den Niederland­en und Belgien unterwegs ist. „Meine Bilanz gegen die Topleute, also die Profis, liegt bei 50 Prozent Siegen“, sagt Lindemann nicht ohne Stolz. Auf einige dieser Topleute wird er auch in Viersen wieder treffen. Reicht es zusammen mit Martin Horn dann zu weiteren Siegen, wird’s vielleicht auch wieder etwas mit einer Medaille für Deutschlan­d.

 ?? FOTO: BEINEKE ?? Ronny Lindemann nimmt bei der WM 2018 in Viersen einen kräftigen Schluck aus der Pulle. Bei der nächsten Weltmeiste­rschaft in der Festhalle Mitte März soll’s zusammen mit Martin Horn mal wieder zu einer Medaille reichen.
FOTO: BEINEKE Ronny Lindemann nimmt bei der WM 2018 in Viersen einen kräftigen Schluck aus der Pulle. Bei der nächsten Weltmeiste­rschaft in der Festhalle Mitte März soll’s zusammen mit Martin Horn mal wieder zu einer Medaille reichen.

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