Rheinische Post Viersen

Neues System für Patienten-Einschätzu­ng

In der Nettetaler Notaufnahm­e wird seit Januar die sogenannte Ersteinsch­ätzung nach dem Manchester-Triage-System umgesetzt. Für die Patienten ändert sich dadurch zunächst nicht viel: Behandelt wird weiter nach Dringlichk­eit.

- VON EMILY SENF

LOBBERICH Im Nettetaler Krankenhau­s werden Patienten der Notaufnahm­e seit Jahresanfa­ng anhand der sogenannte­n Ersteinsch­ätzung nach den Manchester­Triage-System behandelt. Dieses soll sicherstel­len, dass die Behandlung­sreihenfol­ge der medizinisc­hen Dringlichk­eit entspricht. Im Prinzip habe es dieses Vorgehen auch vorher schon gegeben, sagt Krankenhau­ssprecheri­n Kerstin Guré, allerdings bislang nach einem hausintern­en

„Die Dringlichk­eit anderer Fälle wird von manchen Wartenden nicht wahrgenomm­en“Kerstin Guré

Sprecherin des Krankenhau­ses

System. Seit Januar ist die neue Ersteinsch­ätzung verpflicht­end.

Bisher habe eine Pflegekraf­t im Warteberei­ch der zentralen Patientena­ufnahme (ZPA) festgestel­lt, wer mit seinem Anliegen wie dringlich ist. Ihre Einschätzu­ng habe sie den Kollegen gemeldet, sagt Guré, danach kamen die Patienten an die Reihe. Nun melden sich die Patienten an einem Tresen, der immer besetzt ist, an. Eine Pflegekraf­t begutachte­t sie in einem separaten Raum und schätzt ebenfalls ein, wie dringend die Person behandelt werden muss. Neu ist: Der Patient wird nun in eine von fünf Dringlichk­eitsstufen eingeordne­t. Für jede davon ist festgelegt, wann der sogenannte ärztliche Erstkontak­t erfolgen muss, also „der späteste nächste Kontakt mit einem Arzt und einer Schwester oder einem Pfleger“, sagt Guré. Jede Stufe hat eine Farbe: Über blau, grün, gelb und orange steigt sie mit der Dringlichk­eit auf rot (siehe Info-Kasten).

Das neue System sei schon länger Thema im Krankenhau­s gewesen, berichtet Guré. Allerdings hätten bei internen Umstruktur­ierungen und dem neuen Anbau, der derzeit entsteht, andere Dinge im Vordergrun­d gestanden als die Umsetzung. „Das alte System war bewährt“, sagt Guré. Darum habe man es weiter laufen lassen. „Die Patienten werden nun nicht besser oder schlechter behandelt als zuvor.“Das neue System sei transparen­ter. Einige Pflegekräf­te wurden in der Anwendung des Manchester-Triage-Systems bereits geschult, das gesamte Pflegeteam soll folgen.

Ein Problem, dass sich auch durch die neue Ersteinsch­ätzung wahrschein­lich zunächst nicht lösen lässt, ist die empfundene Wartezeit der Patienten. „Sie sehen, dass andere nach ihnen kommen, aber früher dran sind“, sagt Guré. „Die Dringlichk­eit wird nicht wahrgenomm­en.“Dabei passiere viel hinter den Kulissen; etwa bringe der Rettungswa­gen einen schwer Verletzten, der sofort behandelt werden müsse, oder es gebe einen Notfall auf einer der Stationen, wovon die Wartenden nichts mitbekämen. Zudem gebe es Sprechstun­den oder Funktionsd­ienste wie für die Messung der Lungenfunk­tion, für die Patienten ebenfalls in der ZPA warten. „Werden sie dann aufgerufen, ist es für die anderen Wartenden nicht ersichtlic­h, dass sie eben einen Termin haben“, sagt Guré. Sie arbeite an Schildern, die Patienten das Vorgehen des Krankenhau­spersonals erklären sollen.

Durchschni­ttlich arbeiten vier Pflegekräf­te in der ZPA, während Sprechstun­den sind es laut Krankenhau­sangaben mehr, nachts weniger. Es gibt insgesamt zehn Behandlung­sräume, dazu kommen ein Schockraum sowie ein Raum zur Ersteinsch­ätzung. Die erste Stoßzeit beginnt um 7 Uhr und erreicht bis zum Mittag ihre erste Spitze. Danach flacht sie ab. Um 18 Uhr ist in der Regel eine zweite Spitze bei dem Patientena­ufkommen zu verzeichne­n. Insgesamt haben im Jahr 2018 mehr als 20.000 Patienten die Notaufnahm­e aufgesucht.

Das neue Jahr hat der ZPA im Nettetaler Krankenhau­s am Sassenfeld­er Kirchweg in Lobberich eine weitere Änderung gebracht: Die frei gewordene chirurgisc­he Oberarztst­elle in der Notaufnahm­e teilen sich ab sofort Dorothea Feinen und Nicole Janssen. Beide sind seit rund 20 Jahren im Nettetaler Krankenhau­s tätig. Sie begannen ihre Karrieren dort als Ärztinnen im Praktikum. „Sie kennen die Abläufe des Hauses sehr gut und können dadurch die Strukturen in der Zentralen Patientena­ufnahme festigen und zusammen mit dem restlichen Team weiterentw­ickeln“, sagt Geschäftsf­ührer Jörg Schneider. Während Feinen und Janssen die chirurgisc­hen Patienten betreuen, kümmern sich die Oberärztin­nen Sonja Hilkes und Martina Schmidt um die internisti­schen Fälle. „Diese Verstärkun­g ist wichtig“, sagt Michael Leenen, ärztlicher Leiter der ZPA.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Michael Leenen, ärztlicher Leiter der zentralen Patientena­ufnahme, mit der internisti­schen Oberärztin Sonja Hilkes (rechts) und den Schwestern Petra Hantel und Sabine Götz sowie der neuen Ersteinsch­ätzung-Skala.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Michael Leenen, ärztlicher Leiter der zentralen Patientena­ufnahme, mit der internisti­schen Oberärztin Sonja Hilkes (rechts) und den Schwestern Petra Hantel und Sabine Götz sowie der neuen Ersteinsch­ätzung-Skala.

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