Rheinische Post Viersen

Industriep­olitik auf Landeseben­e

Altmaiers „nationale Industries­trategie“taugt nicht für polemische Reaktionen.

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Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) will deutsche Konzerne besser vor dem Weltmarkt schützen. Das Kartellamt soll sich bei großen Fusionen zum Nutzen der Volkswirts­chaft zurückhalt­en. Der Staat soll wichtige Unternehme­n mit Steuergeld stärken, um feindliche Übernahmen ausländisc­her Wettbewerb­er abzuwehren.

Hinter vorgehalte­ner Hand sehen sich nun auch Landtagsab­geordnete des schwarz-gelben Regierungs­lagers zu grundsätzl­ichen Mahnungen vor staatliche­m Protektion­ismus veranlasst, der die Dynamik des Wettbewerb­s ausbremse. Zumal die Landesregi­erung selbst sich bei der Zerschlagu­ng von Thyssenkru­pp und Innogy und dem tausendfac­hen Stellenabb­au bei Karstadt/Kaufhof und Bayer zurückhält.

Im Übrigen ist auch die Landespoli­tik voll von Konzepten für staatliche Marktmanip­ulationen. Drei aktuelle Beispiele: FDP-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart ist Erfüllungs­gehilfe einer staatliche­n Interventi­on, die mit der Braunkohle das künstliche Ende eines hoch entwickelt­en und profitable­n Wirtschaft­szweiges verfolgt. Der CDU-Abgeordnet­e Gregor Golland schrieb soeben einen Brandbrief an Karl-Josef Laumann (CDU): Darin bittet er den Gesundheit­sminister, „alle erdenklich­en Maßnahmen auf Landeseben­e zu prüfen und nach Möglichkei­t auszuschöp­fen“, um ein Krankenhau­s in Wesseling zu retten. Der Träger hatte Insolvenz angemeldet. Und die SPD will einen staatliche­n Wohnungsba­ukonzern gründen, um den Wettbewerb auf dem Wohnungsma­rkt zu korrigiere­n.

Staatliche Markteingr­iffe werden quer durch die Parteien und auf allen politische­n Ebenen gefordert. Sie taugen also nicht für ideologisc­he Grabenkämp­fe. Man muss sich schon die Mühe machen, jeden Vorschlag einzeln zu bewerten.

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