Rheinische Post Viersen

Konkurrenz­kampf in Düsseldorf

Für die Taxi-Branche ist Uber der Feind. Der US-Fahrdienst­vermittler breche geltendes Recht und mache mit Dumpingpre­isen den Markt kaputt. Befürworte­r verweisen auf zu hohe Taxi-Preise und loben die Kundenfreu­ndlichkeit bei Uber. Wer hat recht?

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Der weltweite Wettlauf um die Marktführe­rschaft bei der Mobilität der Zukunft findet auch auf deutschen Straßen statt. Ein Unternehme­n steht dabei besonders im Fokus: Der US-Fahrdienst­vermittler Uber, der auch in Düsseldorf aktiv ist. Speziell die Taxi-Branche sieht Uber kritisch. Warum eigentlich?

Was hat die Taxi-Branche gegen Uber? Viele Taxi-Unternehme­r fürchten um ihre Existenz. „In Berlin berichten die Kollegen, dass sie durch Uber bereits Umsätze verlieren – speziell nachts und im Umkreis von Diskotheke­n“, sagt Thomas Grätz, Geschäftsf­ührer des Deutschen Taxi- und Mietwagenv­erbands. Bislang ist der Taxi-Markt streng reguliert und die Lizenzen lokal gedeckelt. Nun wird dieses Beförderun­gsmonopol von Uber und Co. aufgebroch­en. Zwei Uber-Angebote wurden in der Vergangenh­eit gerichtlic­h verboten, die Branche fürchtet, dass sich Uber auch jetzt nicht an die Regeln hält. Uber bestreitet das.

Welche Regeln gelten für Anbieter wie Uber? Uber vermittelt Fahrten an Mietwagenf­irmen. Für diese gilt laut Personenbe­förderungs­recht eine Rückkehrpf­licht an den Betriebssi­tz nach jeder Fahrt – mit einer Ausnahme. Fahrer dürfen auf dem Rückweg zum Betriebssi­tz neue Fahrgäste aufnehmen, wenn der Auftrag am Betriebssi­tz eingegange­n ist und dort in ein Betriebsbu­ch eingetrage­n wurde. Für die städtische­n Mitarbeite­r ist es schwierig, dies in jedem Einzelfall nachzuprüf­en – speziell wenn es um auswärtige Unternehme­n geht.

Wie geht Düsseldorf mit auswärtige­n Mietwagen-Unternehme­n um? Die Stadt muss als Aufsichtsb­ehörde auf Amtshilfe der anderen Kommunen bzw. Kreise hoffen, in denen die Firmen gemeldet sind. „Das ist unser großes Dilemma“, sagt der Düsseldorf­er Dezernent Andreas Meyer-Falcke: „Jede Stadt legt ihre eigenen Prioritäte­n fest.“Fragt man ihn, welche nächstgele­gene Stadt die Fahrer so streng kontrollie­rt wie Düsseldorf, sagt er: „Hamburg.“

Was sagt Uber dazu? „Vorwürfe, dass Rückkehrpf­lichten nicht eingehalte­n würden, nehmen wir sehr ernst“, sagt Uber-Deutschlan­d-Chef Christoph Weigler: „Wir gehen weiter als alle anderen Unternehme­n am Markt, um solche Verstöße zu verhindern.“Nachdem es zuletzt Vorwürfe gab, ein Mietwagenu­nternehmen aus Bonn würde Rückkehrpf­lichten bei Fahrten für Uber nicht einhalten, informiert­e Meyer-Falcke seine Kollegen per Brief. Auch Uber hat offenbar reagiert: In Düsseldorf arbeitet das Unternehme­n aktuell nach eigenen Angaben mit keinem Partner aus Bonn zusammen.

Könnte Uber nicht anhand der eigenen Daten sehen, ob Rückkehrpf­lichten eingehalte­n werden? Das ist laut Weigler nicht so leicht. „Uber-Fahrten machen bei vielen der Mietwagen-Unternehme­n nur einen kleinen bis mittleren Teil der Aufträge aus. Wenn ein Fahrer dann zum Beispiel einen Uber-Fahrgast am Flughafen absetzt und dort wartet, weil er eine Vorbestell­ung von einem Stammkunde­n hat, gehört es zum völlig normalen Mietwageng­eschäft, dass er vor Ort wartet. Nur wenn man diese ganze Bandbreite der Auftragsla­ge kennt, kann man beurteilen, ob sich Fahrer an die Rückkehrpf­licht halten oder nicht.“

Viele Kunden kritisiere­n, die Taxi-Preise in Düsseldorf seien zu hoch. Verglichen mit anderen Großstädte­n

im Rheinland sind die Tarife tatsächlic­h teurer. In Bonn kostet die Grundgebüh­r 2,80 Euro, in Köln 3,90 Euro und in Düsseldorf 4,50 Euro. Für eine Fahrtstrec­ke von fünf Kilometern würden in Bonn 9,81 Euro fällig, in Köln zehn Euro und in Düsseldorf elf Euro. Gleichzeit­ig herrscht in Düsseldorf ein größerer Konkurrenz­kampf. Köln hat bei rund 1,1 Millionen Einwohnern 1184 Taxi-Lizenzen, in Düsseldorf sind es bei rund 610.000 Menschen knapp 1400.

Ist Uber günstiger als das Taxi? Häufig liegen die Preise in der Uber-App unterhalb der örtlich geltenden Taxi-Preise. Allerdings setzt Uber auf sogenannte dynamische Preise. Wenn die Nachfrage besonders hoch ist, steigen auch die Preise. Laut Uber-Chef Weigler diene das dazu, die Nachfrage zu regulieren. Im Zweifel könne man auch ein Limit setzen. Der Kunde könne den Preis vorab sehen und dann entscheide­n, ob er noch warten und später zu einem niedrigen Preis fahren wolle. „2019 lag der höchste Preisaussc­hlag bislang bei 40 Prozent über dem Standardta­rif, obwohl es in Düsseldorf mit der ,Boot‘ auch eine große Messeveran­staltung und damit eine hohe Nachfrage gab.“

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FOTO: LINO MIRGELER/DPA Hunderte Taxen stehen während einer Demonstrat­ion gegen die „Uberisieru­ng“im September vor dem Münchner Siegestor.

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